KHV Moon Neo 230 HAD mit Kopfhörer

Test MOON NEO 230 HAD

Heute Nacht habe ich den neuen MOON NEO 230 HAD KHV/DAC ausgiebig getestet. Um niemanden zu stören, diente als Abhörmonitor mein ALPHA DOG von MRSPEAKERS. Dieser Kopfhörer erlaubt aufgrund seiner geschlossenen Bauweise neben einer hervorragenden Abschottung nach außen hin auch eine sehr gute Beurteilung bezüglich des räumlichen Abbildungsvermögens eines Kopfhörerverstärkers/DAC.

Den Entwickler des auf dem doch eher profanen T50RP basierenden Hörers, Dan Clark, durfte ich auf der CANJAM 2014 kennenlernen. Ein echt lustiger Typ, der mir damals seine FOSTEX Mods auf sympathische Art und Weise näherbrachte.

Dan´s enorme Erfahrung zeigt sich insbesondere durch eine langzeittaugliche und musikalische Abstimmung seiner KH, mit einem kräftigen, aber konturierten Bass (einstellbar), einem guten Grundtonbereich, dem fein strukturierten Mittelton und nahezu stressfreien Höhen. Nach einer ausgiebigen Hörprobe habe ich den ALPHA DOG übrigens noch auf der Messe gekauft, für den aufgerufenen Kurs von knapp 600 USD geradezu ein veritables Schnäppchen.

Technik

Doch zurück zum MOON NEO 230 HAD. Es handelt sich hierbei verstärkertechnisch um eine kleinere Variante des Referenzmodells 430 HAD des kanadischen Herstellers. Die Verstärkersektion wird aber hier ergänzt um einen DSD-fähigen 32 bit-DAC, welcher wahlweise über USB, Toslink oder S/PDIF Kontakt zu den heimischen Musikkonserven aufnimmt. Außerdem steht noch ein analoger Eingang bereit, welcher den internen DAC umgeht und so nur die Verstärkersektion bemüht.

Der Verstärkerzweig arbeitet nach dem „hauseigenen“ Transkonduktanzprinzip und treibt nach der Aussage des Herstellers alle KH im Impedanzbereich von 20 – 600 Ohm an. Fixe und variable Chinchausgänge ermöglichen zudem eine zusätzliche Vorverstärkerfunktion. Ich möchte euch aber nicht mit weiteren technischen Details langweilen, schließlich geht es ja in erster Linie um die klangliche Beurteilung. Weitere Details könnt ihr auch im Anschluss gerne im Netz „googlen“.

Vorbereitung

Ach so, vielleicht noch eine Bemerkung, bevor ich mit der Beurteilung loslege: der MOON macht verarbeitungstechnisch einen sehr soliden Eindruck ohne offensichtlicher Beteiligung von Kunststoff. Die KH-Buchse (1 x unsymetrisch) packt ordentlich zu und der motorpoti-betriebene Lautstärkeregler setzt beim Drehen desselben einen angemessenen Widerstand entgegen. Das Gerätegewicht liegt bei knapp 3 kg.

Nun aber endlich zum Klang. Zuspieler war ein APPLE iMAC mit Fidelia-Software und vorwiegend FLAC und ALAC Dateien. Über einen AUDIOQUEST Jitterbug und ein CHORD USB-Kabel wurde die Verbindung zum MOON NEO 230 HAD hergestellt. Getestet wurde mit Musik aus verschiedensten Genres, um eine möglichst hohe Bandbreite abzudecken und sich so jeder von euch seine Präferenzen „rauspicken“ kann. Da ich die ganze Nacht durchgehört habe, erspare ich mir eine vollständige Aufzählung aller gehörten Alben und beschränke mich auf ein paar Beispiele. Danke für euer Verständnis.

Klangtest

Nach dem Einschalten des Gerätes hört man – zunächst einmal gar nichts. Selbst bei vollem Aufdrehen des Lautstärkereglers ist keinerlei Grundrauschen zu vernehmen. Sehr gut.

Zur Beurteilung der Räumlichkeit, einer der Paradediziplinen von Solid State Amps im Vergleich zu den mobilen Varianten, wähle ich zunächst das Stück Nativity Carol von den San Francisco Choral Artists, einer sehr schönen First Sampling Aufnahme des Labels Reference Recordings aus dem Jahre 2006. Das Kirchenschiff wird vom MOON NEO 230 HAD mit realistischen Hallfahnen glaubhaft dargestellt. Die Chorstimmen werden einzeln gut aufgelöst, mit entsprechendem Körper versehen und homogen im Halbrund vor dem geistigen Auge gruppiert.

Die Breitenstaffelung ist dabei insgesamt gut, aber nicht perfekt. Mein zum Vergleich herangezogener QUESTYLE CMA 800R, welchen ich über die fixen Chinchausgänge des MOON über ein NORDOST WHITE LIGHTNING mit dem internen DAC verbunden hatte, stellt die Chorsänger am äußeren Rand noch etwas besser fokussiert dar. Dafür glänzt der 230 HAD mit einer sehr guten räumlichen Tiefe, welche der Größe der Kirche absolut gerecht wird. Die Orgel erhält dabei den Tiefgang, der ihr auch zusteht. Und obwohl der MOON mit einem wirklich herausragenden Tiefbassbereich zu beeindrucken weiß, dickt dieser beim Einsatz des Chores weder den Grundton auf, noch „verschmiert“ er den klangentscheidenden Mittelton. Auch sehr gut.

Ich bleibe bei meinem nächsten „Versuch“ bei dem Label Reference Recordings und wähle eine First Sampling Jazz Aufnahme; Stormy Weather von Eileen Farell with Loonis McGlohon Combi von 1989: Der 230 HAD läuft jetzt zur Hochform auf. Das Saxophon rechts zu Beginn der Aufnahme ist fest umrissen und besitzt eine wunderbare Klangfarbe. Die Klappenanschläge werden dabei sehr detailiert und deutlich hörbar wiedergegeben.

Die nun einsetzende Stimme von Eileen ist völlig transparent, mit genau dem richtigen Korpus und sehr differenziert in der Artikulation. Verbunden mit genau dem Schmelz, den wir bei solch einer feinen Aufnahme auch erwarten dürfen. Sehr viel Schmelz.

Halt. Das Klangbild erinnert mich nun doch stark an einen meinen FOSGATE SIGNATURE KHV mit PSVANE Röhrenbestückung. Und nicht vergessen: Es handelt sich hier immer noch um einem Transistorverstärker. Selbst mein LEHMANN BLACK CUBE LINEAR, welcher ebenfalls mit einer farbstarken Klangsignatur aufwarten kann, muss sich hier letztendlich im Quercheck geschlagen geben. Erst ein weiterer Vergleich mit meinem QUESTYLE CMA 800R entlarvt den MOON dann doch als leichten Schönfärber. Denn der QUESTYLE, der übrigens mit dem SENNHEISER HD800 perfekt harmoniert, ist wie der KH selbst, extrem klangneutral ausgelegt.

Alles in allem aber eine sehr musikalische Präsentation des MOON NEO 230HAD, mit einer auch langzeittauglichen, sibilantenfreien Höhenwiedergabe, welche nichts verschweigt, aber glücklicherweise auch nichts unnötig draufsetzt, um eine besonders eindrucksvolle Auflösung zu suggerieren.

Und weiter geht´s zum Album Mr. Machine des Brandt Brauer Frick Ensemble von 2011. Der Titel „Pretend“ eignet sich hervorragend zur Beurteilung der zeitrichtigen Wiedergabe, also des musikalischen Timings. Lahme „Verstärkerenten“ werden bei mangelndem Spielfluss der Akteure bei diesem Stück gnadenlos vorgeführt. „Strombasierte“ Verstärkerschaltungen wie von QUESTYLE oder BAKOON sind im Solid State Bereich beim Timing in der Regel im Vorteil und meistern solche Aufgaben nahezu perfekt. Aber auch der MOON NEO 230 HAD kann hier punkten.

Der KHV verliert keine Zeit und hält das vorgegebene Tempo der Musiker ein. Auch hier fällt wieder auf, dass der MOON die Membranen des ALPHA DOG mit einem hohen Dämpfungsfaktor gut unter Kontrolle hat. Und der MRSPEAKERS ist alles andere als „unkritisch“ zu betreiben Power ist verstärkerseitig also immer mehr als ausreichend vorhanden.

Mein Fazit

Also nur Licht und kein Schatten beim Moon Neo 230 HAD? Nun, die Trennung einzelner Bassläufe könnte in einigen Fällen noch perfekter, sprich noch etwas differenzierter ausfallen. Ein QUESTYLE CMA800R macht auch das wieder etwas besser. Die gute Raumausleuchtung erhält man ebenfalls nicht umsonst. Besitzer von „mitteltonstarken“ Hörern, wie beispielsweise die der Marke GRADO, könnte eventuell die leichte Favorisierung desselben Bereiches stören. Obwohl ein kurzzeitig angeschlossener PS1000e mir auch am Moon gefallen hat.

Fans von Röhrenverstärkern werden aber wahrscheinlich sowieso begeistert sein. Denn der MOON NEO 230 HAD kombiniert die Schnelligkeit und das warme Timbre eines Tube-Amps mit dem zupackenden Charakter einer Solid State Variante. Der implementierte DAC verbessert das Preis-Leistungs-Verhältnis noch einmal zusätzlich. Zumal es sich hier um einen typisch hochwertigen Vertreter der Wandlerzunft der kanadischen Schmiede handelt. Klare Empfehlung also von meiner Seite!

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 3 von 5 Ohren
Ausstattung (20%) : 3 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren

(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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