Test ULTRASONE EDITION8 EX

Heute teste ich für euch wieder einmal einen Kopfhörer aus der geschlossenen Fraktion. Den neuen ULTRASONE EDITION 8 EX.

Nun, das Vorgängermodell war vielleicht nicht ganz einer meiner Favoriten. Aber ich versuche wie immer, möglichst ohne Vorbehalte an jeden Test heranzugehen. Denn man sollte sich in einer neuen Beziehung bekanntlich nie an der vielleicht enttäuschenden Letzten orientieren, stimmt’s?

Obwohl ich also weder die Zahl 8 noch diese Bauform ob der für mich klanglichen Unzulänglichkeiten unbedingt bevorzuge, so ergeben sich ab und an dennoch Hörsituationen, wo eine entsprechende Schallisolierung nötig und sinnvoll erscheint. Zum Beispiel im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens im trauten Kreis der Familie. Wenn die Gattin lieber die allwöchentliche Kochsendung konsumieren möchte, während ich kopfhörend an meinem Schreibtisch sitze. Oder ich gerne meinen musikalischen Schätzchen im Bett liegend auch um 2.00 Uhr nachts noch lauschen möchte und die bessere Hälfte doch tatsächlich mit „Ich will jetzt aber schlafen“ droht.

Den so oft angeführten Vorteil, der EDITION 8 EX sei ob seiner gelungenen Geräuschdämmung optimal auf eine mobile Nutzung in Bussen und Bahnen ausgelegt, kann ich dagegen nicht ganz nachvollziehen. Wer, bitte schön, rennt denn mit einem 1.800 € teuren Kopfhörer in der überfüllten City herum und quält diesen dann über sein überfordertes Smartphone? Zumal die nicht ganz preiswerte ULTRASONE-Pretiose dadurch auf das klangliche Niveau eines 150 € Hörers entwürdigt wird.

Anders sieht es natürlich bei einem ruhigen Spaziergang am Wochenende aus, wo man sich gegebenenfalls, mit dem edlen Manufakturwerk auf dem Schädel, nur dem Spott von Hase und Igel aussetzen muss. Und der Antrieb des EDITION 8 EX selbstverständlich mittels eines standesgemäßen und leistungsstarken DAP erfolgt. Allerdings kann ich mir den ULTRASONE Kopfhörer im letztgenannten Zusammenspiel auch sehr gut als unverzichtbares Reiseutensil, beispielsweise für Geschäftsleute mit audiophilem Anspruch vorstellen.

Also benötigt der ambitionierte HIFI’ist in Summe mindestens 1 KH-Exemplar, das die oben genannten Bedingungen erfüllt. Und wer sich mit Gegenständen, welche in den Gehörgang eingeführt werden, genauso wenig anfreunden kann wie mit solchen, die direkt auf den Ohren aufliegen, kommt um einen guten geschlossenen OVER-EAR Kopfhörer gar nicht herum. Abgesehen davon sollte auch nicht ganz außer Acht gelassen werden, dass bei der Wahrnehmung von Tönen und Geräuschen das ganze Ohr involviert wird. Insbesondere bezüglich der Schallortung. Ansonsten hätte der liebe Gott ja vielleicht auch nur 2 profane Löcher rechts und links vorgesehen.

Und genau damit wären wir bereits mitten im Thema. Denn die Wiedergabe räumlicher Informationen, beziehungsweise die Darstellung der so oft schon zitierten „Bühne“ stellt bis zum heutigen Tage die immanenteste Schwäche aller Kopflautsprecher dar.

Sicherlich kann man trefflich über Bassqualität, Mitteltonplastizität oder Hochtonbrillianz diskutieren. Und auch über das zeitrichtige Impulsverhalten, den musikalischen Fluss oder eine herausragende Dynamik. Wenn dem Schallwandler aber jegliche Breite und Tiefe und damit auch die präzise Zuordnung räumlicher Ereignisse abgeht, wird er wahrlich zum Kopf-Hörer degradiert. Und der musikalischen Darbietung geht ein gehöriges Maß an „Livehaftigkeit“ verloren.

Aus diesem Grunde hat sich der kleine bayrische Manufakturbetrieb ULTRASONE bereits schon vor einigen Jahren Gedanken gemacht, wie man diesem Manko psychoakustisch begegnen könnte. Und hat den neuesten Kopfhörer EDITION 8 mit der gleichen patentierten S-Logic® EX-Technik ausgestattet, welche bereits im Spitzenmodell EDITION 5 (UN) LIMITED zum Einsatz kommt.

Der ULTRASONE EDITION 5 LTD ist im Übrigen mein derzeit einziger geschlossener Kopfhörer. Erstens, weil er nicht die typische klangliche Abstimmung der früheren Editionen aufweist. Und zweitens, weil er wie ein Offener klingt. Denn den zum Teil klaustrophobischen Raumeindruck, welchen die allermeisten geschlossenen KH vermitteln, stellt den wesentlichen Grund für das Single-Dasein meines EDITION 5 LTD innerhalb meiner KH-Sammlung dar.

Als mir nun Uli Mueller vom deutschen ULTRASONE Vertrieb vor einigen Wochen anbot, den neuen EDITION 8 EX zu testen, war natürlich sofort wieder meine Neugier geweckt und ich konnte selbstverständlich nicht Nein sagen. Zumal diese Offerte mit seiner Ansage verbunden war, das ULTRASONE mit diesem Modell-Upgrade abstimmungstechnisch alles richtig gemacht hat. Also Uli, vielen Dank noch mal für die Möglichkeit, den Kopfhörer in unserem Forum vorzustellen.

Verarbeitung & Tragekomfort

Und los geht’s wie üblich mit dem Auspacken. Der ULTRASONE EDITION 8 EX wird in einem sehr ansprechenden Aluminium-Koffer geliefert, welcher innen mit Schaumstoff ausgekleidet ist und dem KH somit optimalen Schutz beim Transport bietet. Die übrige Ausstattung gestaltet sich als sehr überschaubar, aber dafür hochwertig. Das 3 m lange Anschlusskabel wurde auf der KH-Seite endlich überarbeitet und nimmt nun über LEMO-Steckverbindungen 4-adrig Kontakt auf.

Aus diesem Grunde ist jetzt auch wahlweise eine symmetrische Übertragung von Musiksignalen möglich. Außerdem ist so die Kompatibilität mit eventuell bereits vorhandenen Kabeln gewährleistet. Die symmetrische Kabelverbindung meines SENNHEISER HD800S passte jedenfalls auf Anhieb. Das Originalkabel des ULTRASONE ist im Übrigen sehr flexibel ausgeführt und am anderen Ende mit einem 3.5 mm Klinkenstecker versehen. Dieser kann über einen beiliegenden Adapter bei Bedarf auf 6.3 mm erweitert werden.

Der EDITION 8 EX selbst ist, wie von ULTRASONE nicht anders zu erwarten war, absolut mustergültig verarbeitet. Ein wirkliches Statement für „Made in Germany“ und ein Standard, an welchem sich andere Hersteller zukünftig unbedingt orientieren sollten.

Die Kopfbügelkonstruktion besitzt einen fein gerasterten Verstellmechanismus und ist komplett in Vollaluminium gearbeitet. Die Polsterung des Kopfbandes und die der Ohrmuscheln sind in weichem Schafsleder ausgeführt. Die Ohrpolster werden erstmalig nicht mehr mit den entsprechenden Kapseln verklebt, sondern nun magnetisch in ihrer Position fixiert und können somit auf einfache Art und Weise ausgetauscht werden. Sehr gut.

Die verchromten und dazu kratzfest beschichteten Ohrkapseln sind ebenso wie die polierten Keramik-Inlays selbstverständlich wie immer Geschmacksache. Mir persönlich gefallen die Holzgehäuse meines EDITION 5 LTD jedenfalls besser. Aber die in dunklem Anthrazit eingefärbten Schalen verleihen dem EDITION 8 EX zweifellos eine edle Anmutung.

Der ULTRASONE Kopfhörer ist mit einem Gewicht von 330 Gramm nicht zu schwer geraten. Die wie üblich titanbeschichteten dynamischen Mylar-Treiber besitzen einen Durchmesser von 40 mm und beziehen durch ihre dezentrale Anordnung nach Angabe des Herstellers die gesamte Struktur der Ohrmuscheln in die dreidimensionale Klangwahrnehmung mit ein und verbessern somit maßgeblich den räumlichen Eindruck.

Die Ohrmuscheln umschließen folgerichtig auch vollständig meine Ohren, ohne diese an irgendeiner Stelle ungebührlich zu belästigen. Der Anpressdruck ist relativ hoch, aber aufgrund der weichen Lederpolsterung nicht unangenehm. Der dichte Abschluss bedingt zudem eine sehr gute Schallisolation. Den Tragekomfort würde ich insgesamt somit als durchaus langzeittauglich bewerten.

Vorbereitung

Wer sich nun für weitere technische Details bezüglich des EDITION 8 EX interessiert, den möchte ich wie üblich auf unsere bewährten Suchmaschinen verweisen, um mit weiteren nützlichen Informationen versorgt zu werden. Vielen Dank.

Mein EDITION 5 LTD benötigte ganze 500 Betriebsstunden, um die titanbeschichteten dynamischen Treiber schlussendlich weichzuklopfen und sein volles klangliches Potential zu entfalten. Ganz so viel Einspielzeit erhält der EDITION 8 EX bei mir natürlich nicht, hier müssen 40 Stunden genügen.

Als Spielpartner steht mein QUESTYLE CMA 800 R zur Verfügung, befeuert über meinen MERIDIAN DIRECT DAC, welcher mittels meines IMAC mit mir wohlbekannten HIGH-RES-Digitaldaten aus der Welt des Jazz, Pop, Rock und Klassik beschickt wird.

Klangtest

Und los geht´s. Starten wir doch einfach, quasi zum Aufwärmen, mit ein wenig Gute-Laune-Musik. Beim Album „Die Dritte – Akustisch (Live)“ von PUR aus dem Jahre 2010 kann der ULTRASONE EDITION 8 EX beim ersten Stück „Im letzten Regen“ direkt seine dynamischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Zum Einen fällt auf, dass der EDITION 8 EX relativ wenig Verstärkerleistung benötigt (ca. 10.00 Uhr Stellung des Lautstärkereglers), um bereits die gefühlte Originallautstärke des damaligen Konzertes zu erzielen. Zum Anderen gewinnt man unwillkürlich den Eindruck, tatsächlich dabei zu sein. Also genauer gesagt mittendrin.

Denn die EX-Version der S-Logic® Technologie definiert Räume ungemein realistisch. Hintergrundgeräusche, Stimmen und Instrumente enthalten die typischen und charakteristischen Hallinformationen, welche die musikalische Präsentation räumlich überzeugend und einfach echter wirken lässt. Selbige werden zudem ausgezeichnet voneinander abgegrenzt im Raum positioniert. Der EDITION 8 EX spielt dazu völlig untypisch für eine geschlossene Variante weit über die Begrenzungen seiner Treiberbehausungen hinaus und erinnert mich spontan wieder an meinen EDITION 5 LTD.

Der Kickbässe zu Beginn des Stückes überzeugen mit viel Druck, wirken aber keineswegs überzogen, sondern agieren trocken mit kurzen Ausklingzeiten. Sie spielen dabei nicht in den Grundtonbereich hinein, was zu einer guten Durchhörbarkeit der übrigen musikalischen Ereignisse führt.

Der mittlere Bassbereich ist leicht angehoben, aber immer präzise und gut konturiert und verleiht der Darbietung ein glaubhaftes Fundament. Er kaschiert aber auch geschickt die geringfügige Tieftonschwäche des ULTRASONE, zumindest bei sehr niedrigen Frequenzen.

Die Aufnahme „Nativity Carol“ der San Francisco Choral Artists aus dem Album „Reference Classics First Sampling“ (Reference Recordings 2006) stellt höchste Anforderungen bezüglich der tatsächlichen Tiefbassqualitäten an alle schallwandelnden Treibermembranen. Einfach ein Mörderstück zum Testen. Die Bassläufe der den Chor begleitenden großen Orgel vermag der EDITION 8 EX im Subbassbereich nicht immer exakt zu trennen. Durch die zeitweilige Überlagerung der unterschiedlich tiefen Frequenzen neigen die beschichteten Kunststoffgehäuse des KH bei sehr hohen (!) Lautstärken dadurch bedingt zu einer leichten Resonanz.

Allerdings sollte ich vielleicht an dieser Stelle erwähnen, dass dieses Kunststück bisher noch keinem von mir getesteten dynamischen Kopfhörer gelungen ist. Selbst mein SENNHEISER HD800S, welcher über um nahezu 40% größere Treiberdurchmesser als der ULTRASONE EDITION 8 EX verfügt, stößt bei diesem Musikstück basstechnisch an seine Grenzen. Auch der HD800S ist nicht in der Lage, die tiefsten Töne eindeutig zu separieren. Nur resoniert er eben aufgrund seiner offenen Bauart nicht hörbar.

Magnetostatische (!) Flächenstrahler machen das in den meisten Fällen aufgrund ihrer größeren Membranflächen und starken Antrieben schon besser. Der AUDEZE LCD2F, beispielsweise, trifft die allertiefsten Lagen schon wesentlich genauer. Eine zu 100% perfekte Bassperformance hat bei diesem speziellen Musiktitel bis zum heutigen Tag übrigens nur der HIFIMAN HE1000 V2 abgeliefert.

Aber glücklicherweise besteht Musik ja nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Frequenzen unter 50 Hertz. Der Mitteltonbereich des ULTRASONE EDITION EX präsentiert sich jedenfalls sehr rund und ausgewogen mit authentischen Klangfarben. Interessanterweise zeigt sich wieder das bekannte Phänomen, welches mir bereits von meinem EDITION 5 LTD wohlvertraut ist. Stimmen und Instrumente werden vor und somit leicht außerhalb des Kopfes platziert. Dies gelingt nahezu keinem anderen KH in dieser Form. Abgesehen natürlich von dem „alten“ AKG 1000 Kopflautsprecher.

Der Hochtonbereich überzeugt schließlich mit einem sehr guten Auflösungsvermögen und einer superben Feindynamik. Auch kleinste Details werden akribisch aus den musikalischen Schätzchen herausgeschält. Bei dem Stück „Miro Miro“ aus dem Album „Orlando“ von Andreas von Wangenheim aus dem Jahre 1989 wird beispielsweise das perfekte Zusammenspiel von akustischer Gitarre und Schlagzeug feindynamisch sehr gut austariert wiedergegeben. So muss das sein.

Denn Gott sei Dank hat ULTRASONE nicht dem scheinbar aktuellen Markttrend nachgegeben, den Hochtonbereich eines Kopfhörers bewusst so zu „entschärfen“, dass auch wirklich jede 3. klassige MP3-Aufnahme noch annehmbar klingt. Andererseits hat sich der Hersteller aber auch von dem zum Teil aufdringlichen Hochtonspitzen des Vorgängers mit der Nummer 8 verabschiedet.

Selbstverständlich habe ich den ULTRASONE der Vollständigkeit halber noch kurz mit meinem QUESTYLE QP1R getestet. Glücklicherweise ist der niederohmige EDITION 8 EX nicht besonders anspruchsvoll bezüglich der zur Verfügung gestellten Leistung. Die Klangsignatur des EDITION 8 EX ändert sich erwartungsgemäß dadurch also nicht spürbar. Aufgrund der verringerten Kraftreserven des DAP müssen lediglich einige Abstriche bei der Grobdynamik gemacht werden, was bei vernünftigen Abhörlautstärken aber absolut gesehen nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Die leicht abgeschwächte Bassdynamik mag einigen Zuhörern vielleicht sogar entgegenkommen. Meine Einstellung zu der Kombination des Kopfhörers mit einem Smartphone ist ja zwischenzeitlich allen bekannt.

Mein Fazit

Der neue ULTRASONE EDITION 8 EX ist sicherlich einer der besten Kopfhörer, welche die kleine bayrische Manufaktur bislang hergestellt hat. Vorbei sind die Zeiten der ausgeprägten Badewannencharakteristik früherer Editionen. Wobei eine leichte Vorliebe für druckvolle Töne nach wie vor nicht ganz abzustreiten ist.

Außerdem zeigt der EDITION 8 EX, eigens auch aufgrund der aktuellen Raumklangtechnik der Bayern, zu welch einem offenen Klangbild ein geschlossener Kopfhörer fähig ist. Ohne dabei freilich das Niveau eines HD800S in dieser Disziplin zu erreichen. Allerdings eben auch ohne störende Nebengeräusche, was eine vollkommene Konzentration auf die musikalische Darbietung ermöglicht.

Der etwas ambitionierte Verkaufspreis von 1799,- Euro passt leider inzwischen auch in die aktuellen Vorstellungen vieler anderer Mitbewerber. Immerhin rechtfertigt der ULTRASONE EDITION 8 EX dieses Preisschild nicht nur durch seinen für einen geschlossenen Kopfhörer herausragenden Klang, sondern auch durch eine wirklich überragende Verarbeitungsqualität.

Wer also auf der Suche ist nach einem Kopfhörer, der, aus welchen Gründen auch immer, eine entsprechende Schallisolierung nach Innen oder Außen benötigt, sollte sich den neuen EDITION 8 EX einmal ausführlicher akustisch zu Gemüte führen. Meine Empfehlung erhält er in jedem Fall.

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 3 von 5 Ohren
Tragekomfort (20%) : 5 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 5 von 5 Ohren

(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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