Im Reich der 7 Zwerge

Im Reich der 7 Zwerge

Speziell die Entwicklung im Kopfhörersegment hat im letzten Jahrzehnt weltweit rasant an Fahrt aufgenommen. Wurden beispielsweise orthodynamische Flächenstrahler noch vor 10 Jahren als wahre Paradiesvögel betrachtet, hat sich dieses Arbeitsprinzip mit hoch audiophilem Anspruch zwischenzeitlich fest etabliert. 

Aber auch bei dynamischen Kopfhörern konnten die Hersteller bemerkenswerte Erfolge hinsichtlich Klangqualität, Ergonomie und Materialanmutung erzielen. Sogar in der exklusiven Welt der elektrostatischen Kopfhörer schickten sich einzelne Manufakturen wie HIFIMAN, DAN CLARK AUDIO oder WARWICK ACOUSTICS an, den berühmten Ohrlautsprechern der legendären Marke STAX Paroli zu bieten.

Einzig die winzigen In-Ear-Monitore (IEM) fristeten insbesondere unter gestandenen Hig-Endern nicht selten ein Schattendasein. Während die kleinen Knöpfe als zum Teil kostenlose Spielpartner von Smartphones ihren unaufhaltsamen Siegeszug auf den Straßen dieser Welt antraten, wurde ihnen genau dieses zweifelhafte Image unter ambitionierten Gralsrittern der feinen Töne mitunter zum Verhängnis.

Ich nehme mich da gar nicht aus. Noch vor einiger Zeit taugten mir die Zwerge am Schreibtisch lediglich als hörtechnische Schutzmaßnahme vor den wöchentlichen Staubsaugerattacken meiner werten Gemahlin. Oder als veritable Notlösung hinsichtlich eines noch sinnvollen Packmaßes im Reisekoffer. Und ich wäre überdies lieber freiwillig in einen eiskalten Bergsee gesprungen, als für solch einen Bonsai Kopfhörer persönlich einen höheren Kaufpreis als 500 Euro zu entrichten. 

Auch die mühselige Anpassung an die eigenen Gehörgänge mittels unzähliger Silikon- oder Comply-Foam-Tips tragen in der Regel nicht unbedingt zu meiner allgemeinen Erheiterung bei. Zumal die klanglichen Eigenschaften, speziell erwähnt sei dabei die Basswiedergabe, auf einem zu 100% penibel-korrekten Sitz der widerspenstigen Stöpsel fußen. Kein Seal – kein Klang.

Neue klangliche Pretiosen

Und dies trifft schließlich auch des Pudels Kern. Denn seit meiner Rezension zum AUDEZE LCD i4 vor nunmehr 3 Jahren hat mich keiner der kleinen Zwerge mehr wirklich musikalisch begeistern können. Der bereits leicht angestaubte Stammplatz des AUDEZE in meinen TOP10 auf Musicalhead spricht Bände. Um jetzt allerdings der Wahrheit die Ehre zu geben – mein Interesse, IEM in einem Preissegment weit oberhalb von 500 Euronen auch tatsächlich zu testen, hielt sich bislang in einem sehr überschaubaren Rahmen. 

Bis heute. Denn im Zweifelsfalle siegt ja bekanntlich immer die Neugier. Und als Thomas Halbgewachs von der Headphone Company mir vor einigen Wochen ein Paket mit der Aufschrift NOBLE AUDIO und der Bitte überreichte, einen Testbericht zum neuen SULTAN nach klanglicher Inohrenscheinnahme doch zumindest in Erwägung zu ziehen, nahm ich das Päckchen mit einem zustimmenden Lächeln entgegen.

Und das musikalische Hörerlebnis war letztlich von derart beeindruckender Natur, dass ich mich dazu entschlossen habe, der neuen Generation von In-Ear-Monitoren auf Musicalhead in den nächsten Wochen und Monaten deutlich mehr Beachtung zu schenken. Und dem „Reich der 7 Zwerge“ nebst den zugehörigen Spielpartnern in Form von Digitalen-Audio-Playern (DAP) oder stationären Komponenten eine eigene Serie auf Musicalhead zu widmen.

Denn Vorurteile sind bekanntlich kleine Tierchen, welche den klanglichen Horizont enger nähen.

Euer Fidelio



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