MERIDIAN PRIME HA

Test MERIDIAN PRIME HA + PPS

Seit einigen Jahren bin ich nun Besitzer eines kompakten MERIDIAN M80 HIFI-Systems. Ich habe es mir damals zur gelegentlichen musikalischen „Berieselung“ unseres Schlafzimmers zugelegt. Denn meine Frau war der Meinung, man müsse ja jetzt nicht auch noch diesen Raum mit diversen ausladenden Gerätschaften zustellen. Also dann doch lieber die kompakte Design-Variante.

Denn stylisch sind die Produkte des englischen Herstellers auf jeden Fall. Wobei es sich mehr um ein dem Minimalismus verpflichteten Design handelt. Sei´s drum. Die bessere Hälfte war zufrieden und ich war es ob der klanglichen Qualitäten des kleinen Schmuckstücks ebenfalls. Schon unglaublich, was die Ingenieure aus Huntingdon durch digitales „Soundprozessing“ doch aus so einem vergleichsweise winzigem Volumen herausholen können.

Jedenfalls hatte mich MERIDIAN erstmalig überzeugt, so dass es mir nicht schwerfiel, mich kurze Zeit später auch bezüglich der Neuanschaffung eines neuen Desktop-DAC für ein adäquates Produkt aus England zu begeistern. Ein MERIDIAN DIRECTOR wandelt seitdem jedenfalls die Musikdaten asynchron und über die hauseigenen Apodising-Filter bereinigt und beschickt damit den QUESTYLE CMA800R mit meinen so aufbereiteten musikalischen Schätzchen.

Vorbereitung

Aber da das Bessere wieder einmal der größte Feind des Guten ist, konnte ich mich praktisch gar nicht dagegen „wehren“, einmal die Top-Kombination, bestehend aus dem MERIDIAN PRIME Headphone Amplifier (PHA) und dem PRIME POWER SUPPLY (PPS), ausgiebig an meinen Komponenten daheim zu testen. Gehört wurde wieder mit dem mir seit Jahren bestens bekannten Musikrepertoire aus Klassik, Rock, Jazz und Pop, zum Teil aber auch ergänzt durch einige aktuellere Aufnahmen.

Ich erspare mir wieder, euch mit diversen technischen Daten und Beschreibungen der Komponenten zu langweilen. All diese Informationen könnt ihr ja bequem googlen. Denn mir geht es, wie immer, allein um die klanglichen Qualitäten der Testprobanden. Und diese sind, soviel kann ich schon einmal vorwegnehmen: „bisweilen Referenz verdächtig“. Aber dazu später mehr.

Der MERIDIAN PRIME besteht grundsätzlich aus einer DAC-Amp-Kombination. Also wurde mein MERIDIAN DIRECTOR kurzerhand aus der bestehenden Kette entfernt und durch den PHA ersetzt. Praktischerweise war es mir möglich, meinen QUESTYLE CMA800R über den vorhandenen Vorverstärkerausgang des PHA zu verbinden, um so einfacher direkte Hörvergleiche anstellen zu können. (Die Lautstärke wurde im Vorfeld über die beiden Klangsteller selbstverständlich exakt eingepegelt) Der Vorverstärkerausgang ist im Übrigen abschaltbar.

Klangtest

Im Anschluss startete ich die erste Hörsession mit meinem SENNHEISER HD800.

Beide KHV erlauben es dem HD800 in seiner Paradedisziplin, der hervorragend gestaffelten und weiträumigen Abbildung, zu glänzen. Wobei der CMA800R die Bühnenbreite etwas besser ausleuchtet, der PHA noch geringfügig mehr in die Tiefe staffelt. Die Ortbarkeit von Instrumenten und Stimmen ist wiederum bei beiden Amps ganz hervorragend, mit genügend Luft zwischen den einzelnen Akteuren.

Der Bassbereich wirkt mit dem PHA sehr konturiert und besitzt auch den entsprechenden Tiefgang, der QUESTYLE kontert gleichermaßen, aber mit mehr Druck, besonders bei höheren Pegeln.

Der Grundton ist mit dem PHA sehr gut durchhörbar, der QUESTYLE verleiht diesem aber ein wenig mehr Substanz. Im Mitteltonbereich gefallen mit dem MERIDIAN insbesondere kleinste dynamische Schattierungen in der Musik, der QUESTYLE wirkt hier leicht erdiger in der Wiedergabe, ohne aber die Details zu vernachlässigen. Beide Verstärker sind im Übrigen sehr schnell und hemmen so zu keiner Zeit den musikalischen Fluss.

Der Hochtonbereich wird über den PHA sehr gut aufgelöst, auch kleinste Klangverästelungen werden akribisch herausgearbeitet. Allerdings neigt der HD800 bei zugegebenermaßen sehr engagiertem Aufdrehen der Lautstärke zu einer ganz leichten Schärfe, die Wiedergabe gerät so gelegentlich etwas zu hell.

Jetzt schlägt die Stunde des QUESTYLE. Und nun kann auch die Übereinstimmung bei der Zahl 800 im Namen beider Produkte besser gedeutet werden. Denn der CMA800R wurde speziell mit dem SENNHEISER Kopfhörer als Referenz entwickelt und auf eine Impedanz von 300 Ohm optimiert. Der Hochtonbereich wirkt beim QUESTYLE etwas seidiger und bei keiner Lautstärkeeinstellung überzogen. Und dies bei denselben Qualitäten wie der MERIDIAN bezüglich des eindruckvollen Auflösungsvermögens! Fast also schon die Quadratur des Kreises.

Ach, fast hätte ich es vergessen. MERIDIAN bietet geneigten Benutzern die zusätzliche Option, mit dem eigens zur Verbesserung der räumlichen Wiedergabe implementierten Analogue Spatial Processing (ASP), einer Art Cross-Feed Schaltung, 2-stufig zu experimentieren. Ich habe es selbstredend getestet, konnte aber für mich keine signifikanten Vorteile feststellen. Kann man probieren, muss man aber nicht.

Somit geht dieses Duell doch mit ganz leichten Vorteilen zugunsten des QUESTYLE CMA800R aus. Was meinen bereits an anderer Stelle geposteten Hörbericht für mich bestätigt. Die Kombination aus CMA800R und HD800 ist einfach die ideale Solid State Kombination.

Fast wollte ich meinen Hörtest an dieser Stelle schon wieder abbrechen. Denn schließlich hatte sich herausgestellt, dass dem MERIDIAN gerade bei höheren Pegeln am SENNHEISER ein klein wenig die Luft auszugehen schien. Warum sollte ich jetzt noch einen magnetostatischen Hörer bemühen, wo diese doch bekanntlich als extrem leistungshungrig gelten? (Ich würde mich zwar eher als Genusshörer mit Präferenz zu etwas leiseren Tönen bezeichnen, doch liegen meine gewählten Pegel von Zeit zu Zeit dann schon etwas über Flüsterlautstärke)

Aber meistens siegt bekanntlich die Neugier. Nachdem ich also meinen AUDEZE LCD2 als Vertreter der Flächenstrahler-Fraktion angestöpselt hatte, begann ich mit dem gleichen musikalischen Programm wie zuvor.Und was soll ich sagen? Ich war doch sehr überrascht! Nur einmal zuvor hatte ich mit einem LCD2 eine Präsentation in einer derart vollkommen strukturierten und feinsinnigen Art und Weise gehört. Und zwar vor einiger Zeit mit einem BAKOON HPA21.

Selbst bei geringster Lautstärke sind noch allerfeinste Details sehr gut hör- und differenzierbar! Alles wirkt zudem „aus einem Guss“ und kein Frequenzspektrum wird dabei vernachlässigt oder hervorgehoben. Besonders bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass diese Verstärker-Kopfhörer-Kombination mit einer vergleichsweise großzügigen Breiten- und Tiefenstaffelung aufwartet. Was gerade bei den zu eher übersichtlichen Räumen neigenden AUDEZE Kopfhörern der Königsdisziplin gleichkommt.

Wird der Pegel nun sukzessive erhöht, verändert sich dieser Eindruck nicht, die räumliche Abbildungsschärfe, beispielsweise die Zuordnung von Instrumenten bei klassischer Musik, bleibt zu jeder Zeit stabil, alle Musiker sitzen beispielsweise wie verwurzelt auf ihren Plätzen. Auch kleinere Jazz-Ensembles wirken sowohl plastisch als auch fest umrissen und spielen sehr natürlich, aber facettenreich mit einer überraschenden Luftigkeit auf. Wohlgemerkt bei einem LCD2!

Denn gerade die KH der Marke AUDEZE sind nicht unbedingt bekannt für eine besonders auffällige Transparenz in den höheren Frequenzlagen. Aber der PHA räumt auf der einen Seite die Schwächen des AUDEZE aus und rückt zugleich seine Stärken ins rechte Licht. Er verleiht dem LCD2 so ein beeindruckend räumliches und feindynamisch aufgelöstes Spielverhalten der absoluten Extraklasse.

Nun war ich auch bereit, die nächste „Eskalationsstufe“ zu zünden. Die ultimative Verbindung mit dem MERIDIAN POWER SUPPLY. Benötigt man jetzt die externe Stromversorgung? Nicht unbedingt. Doch wenn man nicht wirklich beabsichtigt, diese zusätzliche Investition zu tätigen, sollte man das PPS auf gar keinen Fall anschließen. Zumindest nicht, wenn man einen leichten Hang zur Perfektion verspürt. Das Klangbild verändert sich zwar natürlich nicht grundlegend. Aber in jedem für mich klanglich relevanten Bereich setzt der PHA in Kombination mit dem PPS einfach noch einen „drauf“.

Der Bass ist noch kontrollierter, der LCD2 legt auch im Tiefbass an Druck zu und wirkt im Ansatz eine Spur direkter und trockener. Und dies durchaus auch bei höheren Pegeln, welche ich in der Regel bekanntlich ja lieber vermeide. Aber auch im klangrelevanten Mitteltonbereich sind Fortschritte bezüglich der Wiedergabequalität zu verzeichnen. Insbesondere Stimmen erhalten DAS Quäntchen mehr an Authentizität. Die Höhen wirken außerdem noch entspannter bei gleichsam phänomenaler Detailarbeit.

Dieses doch recht unterschiedliche Verhalten an den beiden von mir zum Vergleich herangezogenen Modellen von SENNHEISER und AUDEZE lässt sich meines Erachtens am ehesten durch die unterschiedlichen Impedanzen der KH erklären. Eine Rolle könnte dabei aber auch die „Magnetostaten-freundliche“, sehr niedrige Ausgangsimpedanz des PHA von lediglich 0,3 Ohm an den 6.3´er Klinkenbuchsen spielen. (3,5 Klinke < 2 Ohm)

Mein Fazit

Wenn MERIDIAN PRIME dann bitte direkt mit dem PPS. Diese kongeniale Kombination treibt den AUDEZE LCD2 zu absoluten Höchstleistungen an. (Ich will mir gar nicht ausmalen, was mit einem LCD3 oder gar einem LCD4 noch möglich wäre)

Schon der PHA für sich alleine besticht bei meinem gewählten AUDEZE Spielpartner mit einem hochmusikalischen Feingespür und durch ein ausgezeichnetes Timing. Er zeichnet sich darüber hinaus aus durch eine fein ausbalancierte Abstimmung, sehr natürliche Klangfarben und eine nahezu perfekte Kontrolle der großflächigen Membranen. Zusammen mit dem ausgelagerten PPS, welches übrigens nebenbei auch die letzten digitalen Artefakte eliminiert, steigt diese Kombination für mich schließlich in den „Magnetostaten Olymp“ auf.

Meiner Meinung nach liegt dieses dynamische Duo somit auf absoluter Augenhöhe mit der bislang für mich idealen Paarung AUDEZE KH und BAKOON HPA21, zieht jedoch in Sachen Neutralität bei gleichzeitiger Musikalität knapp am BAKOON vorbei. Der HPA21 erscheint durch das leicht dunklere Timbre im Vergleich minimal bedeckter, kontert aber wiederum im Gegenzug mit den größeren Leistungsreserven, insbesondere bei hohen Pegeln.

Leider ist das Ganze wieder einmal nicht besonders preisgünstig. Der MERIDIAN PRIME sollte einem 1.850,- Euronen wert sein, der Zukauf des PPS schlägt mit zusätzlichen 1.150,- € zu Buche. Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Hörbericht eine klanglich hilfreiche Einschätzung aller beteiligten Spielpartner geben.

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 4 von 5 Ohren
Ausstattung (20%) : 3 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren

(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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