Du bist auf der Suche nach einem IPHONE tauglichen, geschlossenen Reisekopfhörer mit einem natürlichen Klangbild und hohem Tragekomfort? Dazu leicht, aber robust verarbeitet und mit dem gewissen Etwas? Und das Ganze, angepasst an den Smartphonepreis, sagen wir einmal für 500 Euronen? Kein Problem. Wie wär’s denn mit diesem:
OPPO PM3, mit hoher Empfindlichkeit durch lediglich 26 Ohm Impedanz. Dadurch bedingt geringe Leistungsanforderung an den antreibenden Verstärker. Geschlossene Bauweise mit sehr guter Isolierung von Außengeräuschen. 320 g leicht mit allem erdenklichen serienmäßigen Zubehör von der Transporttasche bis hin zur im Kabel implementierten Steuerungsmöglichkeit für das besagte IPHONE. Und – jetzt kommt’s – mit magnetostatischem Wandlerprinzip.
Hört sich doch alles sehr gut an, oder? Zumal der OPPO mit einer UVPE von 529,- Euro die Preisvorgabe nahezu einhält. Auch die Verarbeitung des kleinen ON-EAR-KH ist sehr ansprechend ausgeführt mit hohem Aluminium- und erfreulich geringem Kunststoffanteil. Und der, mit einem Anpressdruck von lediglich 5 Newton sowie mit einer sehr weichen und bequemen Polsterung, welche außerdem sehr gut isoliert, zu begeistern weiß. Durch die drehbaren Ohrmuscheln lässt sich der KH zudem leicht in seiner Transportbox verstauen und prädestiniert ihn somit als ideales Reiseutensil. Bleibt natürlich noch die wichtigste Frage zu klären. Wie klingt das Ding?
Nun, zunächst muss ich an dieser Stelle vorausschicken, dass alles im Leben relativ ist. Und die persönliche Erwartungshaltung bezüglich neuer Eindrücke nun einmal leider auf den eigenen Erfahrungswerten beruht. Und Letztere haben meine Ansprüche an eine qualitativ hochwertige musikalische Wiedergabe per Kopflautsprecher in den letzten Jahren schon relativ stark verschoben. Und zwar nach oben.
Dies ist grundsätzlich natürlich kein Manko. Es erschwert aber zuweilen eine faire Beurteilung der preiswerteren Testprobanden. Vielleicht eine kleine Analogie zur Verdeutlichung dieser These: Wenn wir nach einer Probefahrt mit einem Porsche 911 zurück in unseren Golf steigen und gen Heimat fahren, ändert sich selbstverständlich nichts an den tatsächlichen fahrdynamischen und motorseitigen Qualitäten des Volkswagens. Wir nehmen sie nur in direkten Vergleich ganz anders wahr.Und genau so ging es mir im ersten Augenblick nach dem Aufsetzen des OPPO PM3. Denn ich hatte wenige Minuten zuvor noch meinen ebenfalls geschlossenen ULTRASONE EDITION 5 am IPHONE getestet. Welcher übrigens erstaunlicherweise ganz passabel mit selbigem harmoniert.
Die Wiedergabe der gleichen Titel über den PM3 wirkte vergleichsweise weniger transparent, die Raumgröße verringerte sich deutlich und war weniger definiert, subtile Details gingen zudem verloren. Aber auch hier bleibt zu attestieren, dass ULTRASONE für den EDITION 5 den nahezu 5 fachen Preis aufruft. Siehe Porsche.
Jedenfalls habe ich den OPPO ob dieser Erkenntnis zunächst einmal beiseite gelegt und es am nächsten Tag noch einmal versucht. Denn dies kann bekanntlich wahre Wunder bewirken. Gut gefrühstückt und das Gehör möglichst vorbehaltlos auf optimale Aufnahmefähigkeit ausgerichtet. Dazu noch eine leckere Tasse Kaffee am Platz des Geschehens und los geht’s mit OPPO PM3 direkt am IPHONE.
Klangtest
Der OPPO PM3 ist ein Kopfhörer der eher unspektakulären Art der musikalischen Wiedergabe. Er besticht aber gerade deshalb mit einem sehr kohärent strukturierten Klangbild, ohne einzelne Frequenzbereiche besonders hervor zu heben oder zu vernachlässigen. Jegliche Musik wird präsentiert wie aus einem Guss. Sehr angenehm. Er klingt, typisch für Magnetostaten, natürlich und neutral mit plastisch umrissenen Stimmen und einer sehr authentischen Reproduktion von Instrumenten wie beispielsweise Klavier- und Gitarrenstücken.
Auch großorchestralen klassischen Darbietungen oder livehaftigen Rockkonzerten ist der PM3 nicht abgeneigt, tendiert aber, wie bereits erwähnt, zu einer leicht reduzierten räumlichen Darstellung mit eher überschaubarer Bühne. Dazu komprimiert der OPPO bei höheren Pegeln. Dies ist aber selbstverständlich auch dem Betrieb am IPHONE mit der systemimmanenten bescheidenen Verstärkerleistung geschuldet. Überhaupt müssen bezüglich Dynamikverhalten und maximal erzielbarer Lautstärke hier verständlicherweise Abstriche gemacht werden. Bei Jazz- oder Pop Musik dagegen zeigt der OPPO sein Potential als äußerst musikalisch involvierender Reisebegleiter mit gutem musikalischen Timing.
Der Bass reicht im Übrigen recht tief herab (immerhin 55 mm im Durchmesser an Membranfläche!) und bleibt dabei jederzeit konturiert. Er spielt zudem trocken und zeitgenau und verpasst so zu keiner Zeit den Anschluss an den wunderbar homogenen Grund- und Mitteltonbereich. Auch die hohen Töne werden gut aufgelöst und verleihen Akteuren und Instrumenten die charakteristischen Klangfarben. Die Wiedergabe kleinster Details in den allerhöchsten Lagen könnte aber für meinen Geschmack noch ein wenig akkurater ausfallen.
Auf der anderen Seite gerät die Wiedergabe dadurch aber absolut langzeittauglich. Verbunden mit dem bereits beschriebenen Tragekomfort steht somit einem stundenlangen Hörgenuss absolut nichts entgegen.
Natürlich habe ich den OPPO PM3 auch versuchsweise mit meinem HA2 aus gleichem Hause verbunden. Die Reproduktion der Musik gerät dabei nicht nur sehr viel druckvoller und körperhafter, auch die zuvor doch etwas vermisste Detailarbeit gewinnt deutlich an Kontur, Hallfahnen und Schattierungen werden sehr viel besser herausgearbeitet. Die Kombination mit stationären Vertretern der Verstärkerzunft, wie beispielsweise meinem MOON NEO 230 HAD bringen nur marginale Verbesserungen in der Klangqualität, zumal der Lautstärkeregler ob der hohen Empfindlichkeit des Hörers meist über die 9.00 Uhr Stellung nicht hinausreicht.
Mein Fazit
Der OPPO PM3 ist, insbesondere preisklassenbezogen, ein phänomenal ausgeglichener Kopfhörer, dem ich jedem Einsteiger wärmstens ans Herz legen kann. Ausdrücklich empfehlenswert ist dabei auch die Kombination mit einem externen mobilen KHV, vorzugsweise dem OPPO HA2.
Der PM3 verzichtet auf die gerade in dieser Preisklasse oft überzogenen Höhen und einen aufgedickten Bassbereich und glänzt stattdessen mit einem strukturierten und unaufgeregten Klangbild, dessen Qualitäten sich im ersten Augenblick vielleicht nicht jedem Interessenten sofort erschließen. Wenn man sich aber auf eine ausgiebige und auch etwas längere Hörsession mit ihm einlässt, werden seine hochmusikalischen Fähigkeiten und seine einnehmende Spielweise jeden Liebhaber von Musik einfach überzeugen. Versprochen.
Und ein hervorragender Kopfhörer für die Reise ist er sowieso.
Euer Fidelio