Dan Clark Aeon2 Closed Noire

Hörtest DAN CLARK AEON 2 NOIRE

Mit dem neuen DAN CLARK AEON 2 NOIRE präsentiert die amerikanische Manufaktur bereits die dritte geschlossene Version ihrer bekannten AEON-Kopfhörerserie, welche sich nach eigener Angabe durch eine großzügigere räumliche Abbildung aufgrund einer verbesserten Hochtonwiedergabe auszeichnet. Aber auch im Bassbereich soll der NOIRE tatsächlich noch ein paar Dezibel zugelegt haben.

Der in einer glänzend schwarzen Metallic-Lackierung ausgeführte Ohrlautsprecher aus San Diego unterscheidet sich weder konstruktiv noch preislich vom DAN CLARK AEON 2 CLOSED, wurde aber über geringfügige akustische Modifikationen, insbesondere in Form geänderter Ohrpolster, klanglich näher an die sogenannte Harman Target Kurve angeglichen.

Harman Target optimiert

Die Harman Target Kurve beschreibt in der von Sean Olive im Jahre 2010 durchgeführten Studie ein spezifisches Ziel für den Frequenzverlauf von Kopfhörern, welches 60% der getesteten Personen präferierten. Die Frequenzgangkurven entsprechen dabei in etwa dem Klangbild von Stereolautsprechern in einem akustisch optimierten Raum. 

Die ermittelten Kurven für Over- und In-Ear Kopfhörer spiegeln allerdings nicht unbedingt den Geschmack eines jeden Gralsritters der feinen Töne wider. Denn auch 10 Jahre nach der Publikation des Originalpapiers weichen die Frequenzgänge von Ohrlautsprechern im High-End Segment nicht selten von der Harman Zielvorgabe ab. 

Oftmals weisen diese Kopfhörer einen ausgeprägteren Mitteltonbereich, mitunter auch mit leicht rezessivem Präsenzbereich auf, ohne dabei die natürliche Balance zwischen Bässen und Höhen gänzlich zu vernachlässigen, welche über die Harman Target Kurve angestrebt wird.

Der NOIRE folgt derselben allerdings nunmehr in verstärktem Maße und ist demzufolge aus meiner Sicht der erneuten akustischen Überprüfung wert, um speziell die klanglichen Unterschiede zum AEON 2 CLOSED zu ermitteln.     

Ich möchte mich im Übrigen an dieser Stelle für die freundliche und zeitnahe Bereitstellung des DAN CLARK AEON 2 NOIRE beim deutschen Vertrieb AudioDomain bedanken, speziell in Person von Geschäftsführer Carsten Hicking.

Mobiler & stationärer Einsatz

Die extrem kompakten Abmessungen aufgrund der bekannten kardanischen Faltbügelkonstruktion prädestinieren den DC AEON 2 NOIRE geradezu für einen mobilen Einsatz. Infolgedessen verbinde ich den amerikanischen Kopfhörer für den folgenden Hörtest zunächst symmetrisch mit dem brandneuen digitalen Audio Player SHANLING M8.

Der derzeitige TOTL-DAP der chinesischen Manufaktur zeichnet sich durch eine äußerst musikalische, weil organisch-analoge Wiedergabe aus, ohne es dabei an filigraner Detailarbeit vermissen zu lassen. Insbesondere im Mitteltonbereich trumpft der M8 groß auf, verkneift sich jegliche digitale Härten und überzeugt darüber hinaus über eine weiträumige sowie präzise räumliche Abbildung. 

Der DC erhält aber auch am PALTAUF KHV-ESD, welcher über den MYTEK BROOKLYN DAC+ die gewandelte Datenkost von meinem langjährig bewährten iMAC bezieht, einige Spielzeit, um die musikalischen Qualitäten des neuen geschlossenen Kopfhörers von Dan Clark im stationären Betrieb vollumfänglich auszuloten. 

Weitere Informationen zum DAN CLARK AEON 2 NOIRE erhaltet ihr im Übrigen auf der Homepage des Herstellers unter: DanClarkAudio oder direkt beim deutschen Vertrieb AudioDomain unter: DC AEON 2 NOIRE 

Klangtest

Im Gegensatz zum AEON 2 CLOSED, welcher den Zuhörer in eine leicht vordergründige Position versetzt, wahrt der NOIRE eine gewisse räumliche Distanz zum klanglichen Geschehen, was mutmaßlich auf die nunmehr innenseitig perforierten Ohrpolsterflächen zurückzuführen ist. 

Stimmen und Instrumente rücken somit etwas in den Hintergrund und ermöglichen die Betrachtung des klanglichen Szenarios mit geringfügig mehr Raumtiefe in der direkten Gegenüberstellung. Dennoch läßt es der NOIRE zu keinem Zeitpunkt an musikalischer Fokussierung vermissen und spielt in Verbindung mit dem SHANLING M8 ebenso angenehm timbriert wie gleichermaßen fein ausbalanciert auf.  

Der vergleichsweise prägnantere Bassbereich des NOIRE ist dabei eine Sache des persönlichen Geschmackes, zumal auch in der neuen schwarzen Ausführung des AEON 2 selbst bei ambitionierten Abhörpegeln keinerlei Tendenz zu störenden Resonanzen zu verzeichnen ist.  

Nichtsdestotrotz wirkt der Bass des NOIRE für mein Gusto mitunter zu autoritär am M8. Denn speziell in Kombination mit dem SHANLING verschiebt sich die akustische Gewichtung meines Erachtens zu sehr auf diesen Frequenzbereich, wenngleich weder einzelne Bassimpulse noch komplexe Bassläufe ungebührlich aufgeweicht werden oder gar ineinander verschwimmen. 

Diese tendenzielle Bassdominanz hinsichtlich der klanglichen Ausrichtung ist allerdings oft auch bei hochpreisigen Vertretern der geschlossenen Fraktion zu beobachten und insbesondere Verfechtern einer möglichst neutralen (Bass-) Linie nicht selten ein Dorn im Ohr. Überzeugte Liebhaber der reinen Basslehre werden dies natürlich völlig anders sehen. 

Der Übergang zum substanziellen Grundtonbereich gelingt dem DC AEON 2 NOIRE außerdem problemlos und auch im transparenten Mittelton beweist Dan Clark wie immer viel Feingespür hinsichtlich einer ausgezeichneten Abstimmungsarbeit.

Natürlich wirkende Klangfarben, eine vorbildliche Impulstreue und die verfärbungsarme Reproduktion von Stimmen und Instrumenten versprechen überdies ein authentisches Hörerlebnis über viele Stunden, zumal der Tragekomfort über jeden Zweifel erhaben ist.  

Zum langzeittauglichen Hörvergnügen trägt auch die entspannte Hochtonreproduktion frei einer sibilanten Wiedergabe bei, wobei der NOIRE gefühlt über eine verbesserte Detailarbeit im Vergleich zum AEON 2 CLOSED verfügt. Und in Sachen Luftigkeit nährt sich der NOIRE schon gefährlich nahe an die offenen Geschwister der AEON-Serie an. 

Röhrenpower für den DC

Dies wird insbesondere dann ohrenscheinlich, wenn der neue DC mit einem potenten stationären Spielpartner wie dem PALTAUF KHV-ESD verbunden wird. Und speziell am Österreicher zeigt der NOIRE eindrucksvoll auf, warum in dieser Preisklasse derzeit kein akustisches Kraut gegen den geschlossenen Flächenstrahler gewachsen ist.

Im Bassbereich strafft der AEON 2 NOIRE klanglich die Muskeln und beeindruckt am röhrenbewehrten Kopfhörerverstärker mit einem hochdynamischen Auftritt, wenngleich er die hintersten Ecken des Frequenzkellers nicht in letzter Konsequenz auskehren kann, was in erster Linie wohl den vergleichsweise bescheidenen Membranflächen geschuldet sein dürfte. 

Aufgrund der erheblich höheren Leistungsreserven des KHV-ESD legt der NOIRE aber auch im klangrelevanten Mittelton eine gehörige Schippe an Plastizität und Volumen zu, wodurch sich die zuvor noch leicht dominante Basswiedergabe aus meiner Sicht nunmehr deutlich homogener in das übrige Frequenzband einfügt.

Keine Frage – auch der AEON 2 NOIRE skaliert, wie nahezu alle Ohrlautsprecher von Dan Clark, über eine adäquate Leistungszufuhr und die vorzügliche Qualität des jeweiligen Spielpartners in erheblichem Maße und dankt dies mit einer überragenden klanglichen Performance – insbesondere für dieses Preissegment.

Und während räumliche Fokussierung und Separation von den exzellenten klanglichen Fähigkeiten des österreichischen Röhrenwunders in gleichem Maße profitieren, liegt der mögliche Zugewinn an maximaler Bühnenbasisbreite konzeptbedingt allenfalls auf durchschnittlichem Niveau. Dies hat der NOIRE allerdings mit nahezu allen Kandidaten der geschlossenen Zunft gemein. 

Mein Fazit

Der neue DC AEON 2 NOIRE stellt meines Erachtens eine gelungene Alternative zum AEON 2 CLOSED dar. Während der Letztgenannte eine direktere Spielart im Mittelton vorzieht und sich im Bassbereich vergleichsweise zurückhält, präferiert der kleine neue Schwarze eine dynamischere und zugleich auch luftigere Linie, insbesondere im Bass- und Hochtonbereich. 

Die Unterschiede sind allerdings von marginaler Natur und die finale Entscheidung obliegt somit den individuellen Vorlieben des jeweiligen Gralsritters. Glücklicherweise lässt sich über ein einfaches Wechseln der Ohrpolster jedwede klangliche Richtung einschlagen, so dass sich die Wahl des geeigneten Kopfhörers primär auf die farbliche Gestaltung beschränkt.  

Der DAN CLARK AEON 2 NOIRE ist zu einem aktuellen Preis von 999,- Euronen im Handel käuflich zu erwerben und erhält, ebenso wie zuvor schon der AEON 2 CLOSED, für die etwas mehr spassorientierte musikalische Ausrichtung gleichermaßen meine unbedingte Kaufempfehlung.

Euer Fidelio  

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 4 von 5 Ohren
Tragekomfort (20%) : 4 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren


(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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