Heute finde ich endlich wieder etwas Zeit, einen interessanten Kopfhörerverstärker zu testen. Es handelt sich um den OPPO HA1 in Kombination mit 2 verschiedenen Kopfhörern, insbesondere aber mit dem neuesten Meisterstück aus der Manufaktur von GRADO, dem GH1. Nachdem ich mir bereits gestern Abend einen Eindruck mit dem AUDEZE LCD2 verschaffen konnte, wollte ich heute ergründen, wie er sich mit einer etwas weniger leistungshungrigen KH-Variante schlägt.
Denn eines war mir schon gestern klar: Ein Leistungs-Monster ist der HA1 definitiv nicht. Sicherlich spielt diese Kombination bereits auf einem sehr hohen Niveau. Und obwohl der tendenziell eher hell abgestimmte OPPO mit dem dunkel timbrierten AUDEZE eigentlich gut harmonieren sollte, so erweist sich die ähnliche Raumdarstellung beider Spielpartner in der Summe als nicht ideal. Aber dazu später mehr.
Verarbeitung & Ausstattung
Nach dem Auspacken freut man sich zunächst über das äußerst gut verarbeitete und wertige Gerät aus gebürstetem Aluminium sowie die mitgelieferte Fernbedienung aus dem gleichen Material. Auch der Innenaufbau überzeugt mit einer schieren Materialschlacht an hochwertigen elektronischen Bauteilen und einer stabilen Stromversorgung in Form eines üppig dimensionierten Ringkerntransformators.
Allen technisch Interessierten sei an dieser Stelle wieder einmal empfohlen, für weitere Informationen unsere beliebte Google-Suchmaschine zu bemühen. Dort werdet ihr dann auch einige Links finden, welche euch über die zahlreichen Anschluss- und Einsatzmöglichkeiten des OPPO HA1 genauestens aufklären.
Erwähnenswert ist aber auf jeden Fall, dass man mit dem HA1 zugleich auch einen formidablen DAC erwirbt, welcher zudem mit dem SABRE ESS 9018, einem der besten Wandlerchips überhaupt, bestückt ist. Dieser Wandler ist höchstwahrscheinlich auch für den leicht analytischen Klangcharakter des OPPO verantwortlich.
Vorbereitung
Nachdem sich der OPPO HA1 gestern eine gute Stunde warmgelaufen hatte, konnte der erste Contest mit dem AUDEZE LCD2 endlich beginnen. Das Warmlaufen kann man im Übrigen wörtlich nehmen, denn der Verstärker arbeitet im reinen Class-A Betrieb und tut dies durch ein Lochgitter zur Kühlung der Bauteile auf der Oberseite auch optisch kund. Gehört wurde mit einem iMAC (Audirvana Software), AUDIOQUEST Jitterbug und CHORD Digitalkabel. Testprozedere wie bei mir üblich mit Beispielen aus Klassik, Jazz und Pop.
Klangtest Teil 1
Wie schon eingangs erwähnt, verließ ich die gestrige Hörsitzung mit etwas gemischten Gefühlen. Aufgrund der höheren Leistungsanforderung des Magnetostaten stellte ich den Eingangswahlschalter schon zu Beginn der „Session“ auf die höhere Empfindlichkeitsstufe HIGH. Da ich mich in der Regel wohl eher zu den Leisehörern zähle, reicht die so mit dieser Kombi zu erzielende Maximallautstärke für mich auf jeden Fall aus. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass vielleicht einige Leser, die es auch gelegentlich gerne „richtig krachen“ lassen möchten, unter Umständen doch etwas Power vermissen könnten.
Gehört habe ich vorwiegend in der 12 Uhr-Stellung. Der HA1 bespielt den LCD2 hier durchaus mit einem gut strukturierten und druckvollen Bass, der Mitteltonbereich erklingt differenziert mit einem leicht zurückgenommenen Grundton. Auch die hohen Töne werden klar und detailreich wiedergegeben. Allerdings kenne ich Kopfhörerverstärker beziehungsweise Kombinationen, welche dann doch allerfeinste Klangverästelungen noch ein wenig besser auflösen.
Doch kommen wir nun zum für mich wesentlichen Knackpunkt dieser Kombi. Der OPPO HA1 besitzt grundsätzlich keine besonders opulente Bühne. Vor allem bezüglich der Breitenstaffelung. Dies ist aber auch nicht unbedingt die Stärke des LCD2, welcher sich ebenfalls mit einer vergleichsweise kleineren diesbezüglichen Darstellung begnügt. Und das kumulierte Ergebnis zeigt für mich einmal mehr auf, wie wichtig es ist, die richtigen Spielpartner zu kombinieren.
Ich muss an dieser Stelle noch einmal kurz einhaken. Aus „Gerechtigkeitsgründen“ hatte ich mich bereits zu Beginn meiner kleinen Testreihe dazu entschieden, die beiden KH rein unsymmetrisch über die entsprechende Klinkenbuchse zu betreiben, da die GRADO Hörer leider keine andere Möglichkeit zulassen. Der symmetrische Betrieb soll nach Aussage einiger Berichte aber zu einer weiteren Klangsteigerung des HA1, insbesondere auch bezüglich der räumlichen Abbildung, führen. Dies habe ich so leider nicht verifizieren können.
Klangtest Teil 2
Der nächste Abend. Wie würde sich der GRADO GH1 wohl am OPPO HA1 schlagen. Nun, soviel kann ich bereits jetzt vorwegnehmen – sehr viel besser! Und dies liegt zunächst einmal am wesentlich geringeren Leistungsbedarf des GRADO Hörers. Bereits in der Empfindlichkeitsstufe NORMAL lässt sich der GH1 mit völlig ausreichendem Pegel betreiben. In der HIGH Position ist dann alles drin bis zum gehörmäßigen Exitus.
Der GH1 legt dabei eine fast schon abartige Dynamik in Kombination mit dem HA1 an den Tag. Ein völlig anderes Bild als tags zuvor mit dem magnetostatischen Hörer. Ob die gemeinsame 1 im Namen vielleicht etwas zu bedeuten hat? Denn jetzt kommt, gerade bei LIVE Aufnahmen auch echte LIVE Atmosphäre auf! Dies ist, nebenbei bemerkt, eine der größten Stärken dieses GRADO.
Aber auch die räumliche Abbildung gewinnt deutlich an Glaubwürdigkeit und Authentizität. Die Breitenstaffelung ist jetzt auf einem für mich akzeptablen Niveau, wiederum auch bedingt durch die erweiterten Darstellungsmöglichkeiten des GH1. Die Tiefenstaffelung ist auf dem Niveau der meisten Solid-State Verstärker dieser Klasse, erreicht aber zu keiner Zeit das Niveau sehr guter Röhrenverstärker, wie beispielsweise dem FOSGATE SIGNATURE.
Der leichte Hang des OPPO zur Analytik mit dem etwas zurückgenommenen Grundton korrespondiert hier hervorragend mit der warmen und mitteltonbetonten Abstimmung des GRADO Kopfhörers. Eine sehr gute Synergie.
Der Bass ist knackig und druckvoll, wenn auch nicht allzu tief, aber jederzeit schnell und vor allem zeitrichtig. Neben dem schon erwähnten, ausgewogenen Mitteltonbereich wirken auch die Höhen wunderbar harmonisch. Die leichte Tendenz des GRADO zum präsenten Hochtonbereich wird durch den OPPO HA1 sehr gut kompensiert. Trotzdem behält der GH1 sein unglaubliches Auflösungsvermögen bei, insbesondere bezogen auf seine Preisklasse.
Mein Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die am heutigen Abend getestete Kombination im Vergleich zur Gestrigen deutlich bevorzuge. Das Zusammenspiel von OPPO HA1 und GRADO GH1 ist so gelungen und erhält somit auch meine Empfehlung.
Euer Fidelio