Da das Wetter heute wieder einmal nicht mitspielt, finde ich nun doch ein wenig Zeit, um einen kleinen Vergleichstest durchzuführen. Außerdem gibt’s so wieder etwas zu Lesen.
Gegeneinander an treten in diesem Fall die beiden kleinen und mobilen Kopfhörervesrstärker DRAGONFLY BLACK und DRAGONFLY RED der Marke AUDIOQUEST. Es handelt sich dabei um die direkten Nachfolgemodelle des DRAGONFLY 1.2.
Praktischerweise wurde der Strombedarf der beiden asynchronen USB-Wandler in der neuesten Ausführung reduziert, so dass sie nun auch an mobilen Devices wie Smartphones oder Tablets einfacher kompatibel betrieben werden können. Zudem sie die Akkus der Musikquelle auch entsprechend weniger belasten.
Der DRAGONFLY RED unterscheidet sich von seinem kleineren Bruder BLACK technisch sowohl in der Signalverarbeitung als auch in der zur Verfügung stehenden Ausgangsspannung (2.1 V zu 1.2 V). Während der RED mit einem SABRE-Chip des Typs ESS9016 mit 64 Bit Auflösung bestückt ist, welcher über eine digitale Lautstärkeregelung verfügt, arbeitet der BLACK einer etwas einfacheren 32 Bit-ESS9010 Chip-Lösung desselben Herstellers mit analoger Ausgabesteuerung.
Die neuen Klangsteckerchen sind im Übrigen in ein stabiles Aluminiumgehäuse eingepackt und mit einer Leuchtanzeige in Form einer Libelle versehen, welche über die jeweilig anliegende Datenverarbeitungsrate von MP3 bis HighRes informiert. Da ich mich wie üblich aber nicht zu lange mit technischen Einzelheiten aufhalten möchte, zumal die DRAGONFLYS ja schon einige Zeit erhältlich sind, könnt ihr ja weitere Details gerne wieder im Web googlen.
Vorbereitung
Da sich die kleinen KHV ja gerade für die mobile Anwendung empfehlen, wähle ich für den Vergleichstest auch direkt die richtigen Spielpartner aus. Als Signalquelle dient mein IPHONE 6S+, welches über ein CAMERA CONNECTION KIT mit den beiden Testprobanden abwechselnd verbunden wird. Als „Abhörmonitor“ dient mir mein für mobile Anwendungen bestens bewährter GRADO GH1. Dieser Kopfhörer empfiehlt sich allein schon aufgrund seiner superben Feindynamik und des hohen Auflösungsvermögens für diesen Vergleich. Auch das sehr geringe Gewicht wirft er immer mit in die Waagschale.
Das verwendete Musikmaterial setzt sich bei mir wie üblich aus den verschiedenen Sparten Pop, Rock, Jazz und Klassik zusammen, um eine möglichst umfassende Beurteilung der einzelnen Wiedergabequalitäten zu gewährleisten.
Klangtest
Es ist doch immer wieder erstaunlich, zu welchen klanglichen Leistungen die beiden „USB-Stecker“ grundsätzlich in der Lage sind. Angesichts der Handelspreise von lediglich 99,00 € für den BLACK und 199,00 € für den RED muss man in beiden Fällen wohl von veritablen Sonderangeboten sprechen. Selbstverständlich geht mit stationären High-End Lösungen natürlich immer noch mehr, was mir ein kurzzeitiges Umstöpseln auf meinen QUESTYLE CMA800R mit dem GRADO dann doch mehr oder weniger drastisch vor Augen führt, allerdings auch zu einem entsprechend „geringen Aufpreis“.
Der Unterschied zur mobilen Konkurrenz fällt da schon wesentlich geringer aus. Insbesondere bei dem rot eingefärbten Stick. Im direkten Vergleich zu beispielsweise meinem OPPO HA2 zeigt sich der subtile Fortschritt zum damaligen Urmodell. Denn Auflösungsvermögen und Detailarbeit liegen nahezu auf Augenhöhe, nur die Kraftreserven sind beim HA2 ausgeprägter vorhanden und ermöglichen dieser Kombi somit eine souveränere Wiedergabe der Musik. Auch die erzielbare Raumillusion liegt etwas über den Fähigkeiten des roten DRAGONFLY.
Nun erachte ich aber gerade die Abbildung realistischer Räume grundsätzlich für eine der größten Schwächen von Mobilketten. Zumal man unterwegs ja auch immer den Stromverbrauch der verstärkenden Fraktion im Auge behalten sollte. Wirkungsgradstarke KH, zum Beispiel leichte ON- oder IN EARS sind aus diesem Grunde bei den allermeisten „Mobilhörern“ wohl auch deshalb die erste Wahl. Leistungshungrige Magnetostaten oder auch hochohmige dynamische Kopfhörer, welche die Darstellung obiger Räume tatsächlich ermöglichen, harmonieren in der Regel eben leider nicht mit den stromführenden (und eher leistungsschwachen) mobilen Zuspielern.
Aber eigentlich wollte ich ja die beiden AUDIOQUEST Vertreter miteinander vergleichen. Also zurück zum eigentlichen Test. Und das Stichwort Räumlichkeit eignet sich hierbei auch für einen sehr guten Einstieg in das Thema. Im Rahmen ihrer mobilen Möglichkeiten (siehe oben) agieren beide DRAGONFLY’s in dieser Disziplin auf einem durchaus akzeptablen Niveau, wobei der BLACK die Räume in Breite und Tiefe etwas stärker einengt. Musikalische Ereignisse separiert der RED zudem besser im Raum, Instrumente und Stimmen werden außerdem in ein realistischeres Größenverhältnis zueinander gesetzt.
Obwohl der Bassbereich bei beiden USB-KHV ähnlich druckvoll wiedergegeben wird, wirkt insbesondere der Tiefbass beim RED konturierter und besser definiert, Bassläufe lassen sich somit einfacher nachverfolgen.
Der Mitteltonbereich wird vom großen Bruder aufgrund der hochwertigeren Chipbestückung etwas feiner und lebendiger gezeichnet. Auch in Sachen Klangfarbenreichtum verzeichnet der RED leichte Vorteile. Beide DRAGONFLY’s neigen tendenziell ein wenig zu einer analytischen Wiedergabe, was typischerweise den SABRE-Wandlerchips geschuldet ist. Eine Kombination mit grundtonstarken Kopfhörern ist jedenfalls kein Fehler.
Auch der Hochtonbereich trägt die Handschrift der ESS-Serie. Fein ziseliert und transparent in beiden Fällen spielen beide KHV auf, wobei der BLACK eine gewisse Rauhigkeit bei der Wiedergabe hoher Töne nicht ganz verbergen kann. Sein roter Bruder wirkt auch hierbei leicht entspannter und bringt die Musik so etwas lockerer zu Gehör.
Mein Fazit
Alles in allem hat mir der DRAGONFLY RED letztendlich mehr zugesagt, zumal im Vergleich zum BLACK zwar der doppelte Verkaufspreis aufgerufen wird, aber de Facto eben „nur“ 100,00 € mehr das Konto belasten. Und diese zusätzliche Investition lohnt sich meiner Meinung nach auf jeden Fall, wenn man nicht unbedingt auf jeden einzelnen Euronen schauen muss. Allerdings stellt natürlich auch der BLACK selbstredend ein Angebot Marke Preisdumping dar. Egal für welche Farbe man sich also entscheidet, es ist auf jeden Fall die Richtige.
Euer Fidelio