MODENAUDIO LYMPHA

Test MODENAUDIO LYMPHA

Heute teste ich für euch eine weitere klangliche Pretiose aus Bella Italia. Genauer gesagt aus der norditalienischen Stadt Modena, was selbstredend wohl auch den gewählten Markennamen MODENAUDIO begründet.

Ehrlich gesagt hatte ich im Vorfeld noch nie etwas von dieser bereits 2016 gegründeten kleinen Manufaktur gehört. Und so wird es vermutlich den Meisten von euch gehen. Erst durch eine genüssliche Weinprobe auf der diesjährigen CANJAM am Stand von MODENAUDIO wurde ich letztendlich auf die gastfreundlichen Italiener aufmerksam.

Denn interessanterweise frönt Giovanni Gibertoni eigentlich dem Anbau von Rebstöcken, teilt mit seinen beiden technisch versierten Freunden aber ebenso die gemeinsame Liebe zur Musik. Und dies war praktisch die Initialzündung für die Gründung der eigenen Marke.

Und da der vergleichsweise unscheinbare LYMPHA über ein angeschlossenes Lautsprecherpärchen nahezu die halbe Halle beschallte, erhielt ich auf meine Bemerkung, dies sei aber ein hübscher kleiner Vollverstärker, prompt die unerwartete Antwort – no, no, das ist Verstärker für Kopfhörer. Nun, mein Interesse an einer akustischen Inaugenscheinnahme desselben war folglich direkt geweckt.

Der stationäre Kopfhörerverstärker MODENAUDIO LYMPHA des italienischen Herstellers zeichnet sich nicht nur durch ein originelles und avantgardistisches Design aus, er glänzt ebenso aufgrund seines sehr überschaubaren Platzbedarfes und trifft so in Summe dieser Qualitäten demzufolge höchstwahrscheinlich auch auf die Zustimmung der besseren Hälfte.

Der LYMPHA ist übrigens das Erstlingswerk der Italiener und wird vollständig in Handarbeit direkt im berühmten Modena produziert. Jeder KHV wird nach Aussage von MODENAUDIO dabei mit äußerster Sorgfalt gefertigt und ausschließlich mit streng selektierten Bauteilen bestückt.

Inwieweit sich dies tatsächlich auf die klanglichen Eigenschaften auswirkt, wird die folgende Rezension natürlich noch aufzeigen. Ich möchte mich an dieser Stelle außerdem noch einmal ganz herzlich bei Giovanni für die Bereitstellung meines Testmusters bedanken.

Verarbeitung & Ausstattung

Der MODENAUDIO LYMPHA ist nicht nur für ein Kleinseriengerät ganz ausgezeichnet verarbeitet. Die warmen Holzoberflächen korrespondieren dabei hervorragend mit der technisch anmutenden Optik der matt lackierten übrigen Flächen.

Der Kopfhörerverstärker ist im Übrigen in verschiedenen farblichen Ausführungen erhältlich. Der LYMPHA kann, ausgehend von den beiden Grundfarben des Metallkörpers, nämlich Anthrazitgrau und Reinweiß, mit den vier Holzarten Nussbaum, Durmast, Kirschbaum und Esche kombiniert und somit ganz individuell gestaltet werden.

Das auf der Oberseite präzise in das Holz eingelassene manuelle Drehpotentiometer der Marke ALPS verfügt über einen enorm großen Einstellbereich und lässt sich daher sehr feinfühlig bedienen. Über vier Kippschalter auf der Oberseite des Metallgehäuses werden darüber hinaus die grundsätzlichen Funktionen des KHV organisiert.

Der MODENAUDIO LYMPHA verfügt demnach über eine Mute-Schaltung, eine 2-stufige Gain-Anpassung sowie die Möglichkeit des Betriebes als reiner Vorverstärker. Das Signal wird in diesem Falle über ein Chinch-Pärchen auf der Rückseite des Gerätes an eine mögliche Endstufe ausgegeben. Je nach obiger Schalterstellung geregelt oder auch ungeregelt.

Zwei Hochpegel-Eingänge nehmen wiederum Kontakt zu einer potentiellen Signalquelle auf. Dies kann ein vorgeschalteter DAC, aber natürlich auch ein veritabler CD-Spieler sein. Ein Kippschalter zur Inbetriebnahme des Gerätes komplettiert die rückseitige Ausstattung.

Erwähnenswert sei an dieser Stelle vielleicht noch, dass der LYMPHA über ein externes 15 Watt (15 V x 1 A) Netzteil verfügt, welches unerwünschte Einstreuungen vollständig unterbinden soll. Und gegebenenfalls Spielraum für noch hochwertigere, externe Lösungen lässt.

Kontakt zu einem Spielpartner aus der Kopfhörerfraktion nimmt der LYMPHA lediglich unsymmetrisch über zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen auf. Die rechtsseitige Klinke umgeht dabei die Vorverstärkerfunktion und schleift das Musiksignal direkt durch.

Meine anfängliche Enttäuschung über eine fehlende 4-polige XLR Buchse löst sich übrigens nach den ersten musikalischen Äußerungen des Kopfhörerverstärkers in Wohlgefallen auf. Dazu später aber natürlich noch mehr.

Vorbereitung

Mein Testgerät wurde von MODENAUDIO vor Auslieferung glücklicherweise bereits über 100 Betriebsstunden sorgfältig eingespielt. Sehr gut. Erspart nämlich das lästige Warten.

Um dem LYMPHA auch ein angemessenes klangliches Umfeld zu bieten, wähle ich als Spielpartner zum einen den AURALIC ALTAIR als IMO passendes Quellgerät aus, zum anderen agiert die neutral agierende ABYSS DIANA als adäquater Ohrlautsprecher.

Als musikalisches Testmaterial dienen mir wieder einmal die üblichen Verdächtigen aus Klassik, Jazz, Pop und Rock. Die entsprechenden Digitaldaten in HIGH-RES Auflösung werden dabei entweder unmittelbar von QOBUZ über den AURALIC ALTAIR gestreamt oder direkt von der externen Festplatte abgerufen.

Weitere Informationen und technische Daten zum neuen MODENAUDIO LYMPHA erhaltet ihr natürlich auch auf den Seiten des Herstellers: http://www.modenaudio.it

Klangtest

Der MODENAUDIO LYMPHA spielt in Kombination mit Lady DIANA sehr akzentuiert und außerordentlich dynamisch auf, bleibt aber jederzeit auf der neutralen Seite. Der Kopfhörerverstärker begeistert dazu mit seinem Feingespür für exaktes Timing und einem wundervoll musikalischen Fluss.

Der kleine Italiener glänzt zudem mit der völligen Abwesenheit von Störgeräuschen wie Rauschen oder Netzeinstreuungen. Der MODENAUDIO operiert somit tatsächlich vor dem berühmten rabenschwarzen Hintergrund.

Insbesondere Laut-Leise-Passagen werden vom italienischen Kopfhörerverstärker dadurch sehr gefühlvoll intoniert. Der LYMPHA pflegt dabei auch kleinste klangliche Strukturen und versieht sie zudem mit dem richtigen Maß an Klangfarben.

Und immer wieder erstaunen mich die enormen dynamischen Reserven der Verstärkersektion. Insbesondere der Bassbereich überzeugt mit einer staubtrockenen und druckvollen Ansprache.

Der KHV wirkt selbst bei der Wiedergabe allertiefster Frequenzen niemals überfordert und komprimiert demzufolge auch keine zeitgleiche räumliche Informationen, welche der LYMPHA im Übrigen etwas besser in die Breite, als in die Tiefe verarbeiten kann.

Stimmen und Instrumente werden somit entspannt reproduziert und räumlich auch präzise fokussiert, während im Parallelflug Bassimpulse schonungslos das Zwerchfell massieren. Welch eine grandiose Vorstellung.

Da ich in den technischen Daten keinerlei Leistungsangaben zum LYMPHA finden kann, kontaktiere ich den Hersteller und erhalte in Folge die finale Auflösung – der kleine KHV leistet in Kombination mit einem hohen elektrischen Dämpfungsfaktor stromstabile 2 x 2.000 mW an 32 Ohm.

Das mag ich gut und gerne glauben. Denn der MODENAUDIO ist bei Bedarf sogar in der Lage, meinen HIFIMAN SUSVARA oder auch den ABYSS AB1266 PHI angemessen zu bespielen, wovon ich mich in einem kurzen Quercheck überzeugen kann.

Eine weitere Stärke des LYMPHA liegt zweifellos auch in der transparenten, aber gleichsam plastischen Darstellung des mittleren Frequenzbereiches. Der Kopfhörerverstärker agiert hier mit einer sehr guten Durchhörbarkeit selbst in komplexen Passagen und beleuchtet auch winzige Details mit viel Leidenschaft und Hingabe.

Der Übergang zum Hochtonbereich geschieht ferner völlig bruchlos und dieser wird, mit feiner Auflösung versehen, nicht nur akribisch aufgedröselt, sondern grundsätzlich auch ohne klangliche Härten reproduziert.

Allerdings legt der MODENAUDIO LYMPHA schlecht produzierte Aufnahmen auch schonungslos offen, der italienische Beau fordert eben jederzeit das passende musikalische Material, um den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.

Nachfolgend nun noch einmal eine kurze klangliche Zusammenfassung der einzelnen Frequenzbereiche zum MODENAUDIO LYMPHA:

BASS

Gut konturierter, druckvoll federnder und schneller Bass. Ausgezeichnete Kontrolle mit überraschend hohen Leistungsreserven.

MITTELTON

Transparenter und gleichsam plastischer Mitteltonbereich mit authentischen Klangfarben und präziser Abbildung. Sehr musikalisch.

HOCHTON

Fein aufgelöster Hochtonbereich mit akkurater Detailarbeit. Grundsätzlich entspannte Sibilantenwiedergabe bei adäquatem Musikmaterial.

RÄUMLICHKEIT

Gute Breiten- und Tiefenstaffelung bei präziser Ortbarkeit im Raum. Vorzügliche Bühnenabbildung. Insgesamt einwandfreie Vorstellung.

DYNAMIK

Unbändige Dynamik, aber mit viel musikalischem Feingespür. Hoher Erlebniswert insbesondere bei Live-Einspielungen. Klasse.

Mein Fazit

Der MODENAUDIO LYMPHA kombiniert bestes italienisches Design mit einer superben Klangqualität.

Das Erstlingwerk aus Modena ist in der Tat ein formidables HIGH-END Gerät und zieht den Zuhörer, insbesondere aufgrund seiner dynamischen Eigenschaften, tief in das musikalische Geschehen hinein. Durch diese involvierende Spielart eignet sich der LYMPHA hervorragend auch für längere Hörabende, zumal der Kopfhörerverstärker sehr gut ausbalanciert aufspielt.

Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings der Preis. Der LYMPHA kostet in allen verfügbaren Ausführungen 1.960,- Euro. Dies ist angesichts der recht überschaubaren Ausstattung schon ambitioniert.

Auf der anderen Seite erhält der Käufer ein vollständig handgefertigtes Produkt, welches im besten Sinne den italienischen Lebensstil repräsentiert. Und bekanntlich war es schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.

Auf alle Fälle kann ich jedem audiophil und designtechnisch angehauchten Kopfhörerenthusiasten den MODENAUDIO LYMPHA für eine ausgiebige Hörprobe nur wärmstens ans Herz legen.

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 3 von 5 Ohren
Ausstattung (20%) : 2 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren

(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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