Heddphone Two GT on Musicalhead

Test HEDDPHONE TWO GT

Da bin ich mal wieder. Und heute rezensiere ich für euch das HEDDPHONE TWO GT der deutschen Manufaktur HEDD AUDIO. Die neue GT-Version markiert dabei bereits das dritte Modell des elektrodynamischen AMT-Kopfhörer Konzeptes der innovativen Berliner Ingenieure.

Die Air-Motion-Transformer Technologie basiert ursprünglich auf einer Idee des deutsch-amerikanischen Physikers Oskar Heil, welcher sich dieses Arbeitsprinzip bereits 1969 in den USA patentieren ließ – selbiges wurde von HEDD-Mastermind Klaus Heinz für den Einsatz im Kopfhörersegment jedoch weiter perfektioniert, um für den erfahrenen Gralsritter der feinen Töne in Folge ein ebenso audiophiles wie hochemotionales Erlebnis zu realisieren.

Auf einer mehrfach gefalteten Treibermembran verlaufen mäanderförmig angeordnete Leiter in einem permanenten Magnetfeld. Beim Anlegen eines Tonsignals werden diese von elektrischem Strom durchflossen, wodurch eine Lorentzkraft auf die Leiterbahnen und die Membranen ausgeübt wird. Öffnen und schließen sich nun die Membranfalten, wird die Luft im Verhältnis 4:1 zur relativen Membranbewegung angesaugt – beziehungsweise wieder hinausgedrückt. 

Infolgedessen können Töne deutlich schneller reproduziert werden als über dynamische oder elektrostatische Systeme. Dies verspricht nach Aussage des Berliner Herstellers neben einer exorbitanten Transientengeschwindigkeit – bei gleichsam überragender Detailarbeit – die höchstmögliche Authentizität in Bezug auf die Wiedergabeeigenschaften im gesamten hörbaren Frequenzbereich. 

Allerdings wurde das neue HEDDPHONE TWO GT mit patentierter VVT-Technologie (Variable-Velocity-Transformation) nunmehr akustisch neu interpretiert. Im Gegensatz zum HEDDPHONE TWO, welches in erster Linie für professionelle Produktionen in Aufnahmestudios konzipiert wurde, verfolgt die GT-Variante eher einen euphonischen Ansatz – quasi das Gran-Turismo Pendant zum Rennwagen.

Das HEDDPHONE TWO GT basiert technisch zwar auf dem TWO-Modell, wurde mittels Modifikationen in Bezug auf die Bedämpfung der in Breite und Tiefe variierenden Falten, sowie über ein neues Beschichtungsverfahren der spezifischen Polyimidfolien jedoch geringfügig modifiziert, um eine „musikalischere“ Ausrichtung zu erzielen. Darüber hinaus konnte das Verzerrungspotential weiter verringert – und zudem der STAX-typische „Knittereffekt“ unterbunden werden.

Bedauerlicherweise stellt jedoch auch das neue HEDDPHONE TWO GT aufgrund des eher ungünstigen Wirkungsgrades von 88 dB/mW leistungstechnisch recht hohe Ansprüche an potentielle Spielpartner, sollen die makrodynamischen Qualitäten des elektrodynamischen Ohrlautsprechers vollumfänglich ausgeschöpft werden. Im Vergleich zum HEDDPHONE TWO fällt der Unterschied mit 89 dB/mW auf dem Papier zwar eher gering aus, in der Praxis benötigt das neue GT-Modell hingegen einen ambitionierten Dreh am Regler des jeweiligen Kopfhörerverstärkers, um die gleichen Pegel zu erzielen.

Ich möchte mich an dieser Stelle im Übrigen noch einmal ganz herzlich bei Dr. Frederik Knop – dem Geschäftsführer von HEDD AUDIO – für die völlig unbürokratische und zeitnahe Bereitstellung des neuen HEDDPHONE TWO GT bedanken.

Verpackung & Ausstattung

Das HEDDPHONE TWO GT Paket wird in einer schwarzen Kartonage ausgeliefert, welche einen recht stabilen Eindruck hinterlässt und wiederum  zwei unterschiedlich große Boxen beinhaltet. Während die untere Kassette – mit dem Hinweis auf den Ohrlautsprecher – das GT-Modell selbst nebst graufarbenen Travel-Case aus gehärtetem Kunststoff beherbergt, findet in dem oberen Pendant diverses Zubehör unter „Accessoires“ einen festen Platz. 

Neben einem Pärchen Ersatzohrpolster in Alcantara/Leder (original montiert sind Ohrpolster aus reinem Leder) umfasst das Zubehör ebenso ein unsymmetrisches Kabel in 2,20 m Länge mit 3,5 mm Klinkenstecker, sowie den entsprechenden Adapter auf 6,3 mm Klinke. Darüber hinaus kann aber gleichermaßen auf eine symmetrische Verbindung – hinwieder in 2,20 m Länge, mit 4,4 mm PentaConn-Anschluss und wahlweise mit einem Adapter auf 4-pol-XLR versehen – zurückgegriffen werden.

Eine reich bebilderte Anleitung in englischer Sprache komplettiert das äußerst umfangreiche Gesamtpaket.

Verarbeitung & Tragekomfort

Das HEDDPHONE TWO GT ist zweifelsohne hochwertig und professionell verarbeitet – insbesondere die Auswahl der verwendeten Materialien überzeugt dabei vollends im Hinblick auf dieses Preissegment. Passgenaue Treibergehäuse, sauber vernähte Ohrpolster, ein Kopfbügel aus biegsamen Sichtkarbon und Treibergabeln aus Magnesium zeugen hinsichtlich der Wertigkeit von einem überdurchschnittlichen Anspruch des Berliner Familienunternehmens.

Wenngleich die hohe Qualitätsanmutung des elektrodynamischen Ohrlautsprechers mitunter durch minimale Knarzgeräusche in der Aufhängung der Treibergehäuse leicht getrübt wird – dies stört jedoch tatsächlich nur bei schnellen Bewegungen des Kopfes in der jeweiligen Hörposition. Das HEDDPHONE TWO verhielt sich diesbezüglich allerdings unauffällig, so dass es sich hierbei gegebenenfalls auch um einen Einzelfall handeln könnte.

Zumal sich die neuen Membranen der GT-Modifikation durch absolute Geräuscharmut auszeichnen – das Knistern des ursprünglichen HEDDPHONE TWO gehört demzufolge der Vergangenheit an. Die zwischenzeitlich zum Patent angemeldete HEDD-Band Konstruktion zur Anpassung an jedwede Schädelform verteilt den Druck zudem gleichmäßig auf dem Kopf des Trägers und sorgt für einen angenehmen Tragekomfort des immerhin 550 g schweren Ohrlautsprechers.

Allerdings wurde der Anpressdruck im Vergleich zum HEDDPHONE TWO geringfügig erhöht, so dass Gralsritter mit größerem Kopfumfang die GT-Version aus meiner Sicht vor dem potentiellen Erwerb einer längeren Hörprobe unterziehen sollten – mich persönlich beeinträchtigte der straffere Sitz hingegen nicht.

Abhilfe schafft mitunter auch ein Wechsel der Ohrpolster auf die etwas weichere Alcantara-Variante, welche ich nach einigen Wechseln final bevorzugte und infolgedessen auch für den nachfolgenden Hörtest verwende. Zumal ein Tausch der Polster nach Aussage von HEDD AUDIO den klanglichen Eindruck in keinster Weise verändert –  die jeweiligen Ohrpolster können somit ausschließlich nach individuellen Komfortvorlieben gewählt werden.

Darüber hinaus wirkt das HEDDPHONE TWO GT wie für die Ewigkeit gemacht. Vielleicht auch aus diesem Grunde gewährt die Berliner Manufaktur nicht nur eine Garantie von ganzen 5 Jahren auf ihren neuen Kopfhörer, sondern bietet dem interessierten Gralsritter mit ausgewiesenem Qualitätsanspruch gleichsam ein schier unglaubliches Rückgaberecht von 100 Tagen an. 

Vorbereitung

Für den nachfolgenden Hörtest kombiniere ich das neue HEDDPHONE TWO GT röhrentechnisch mit meinem FELIKS ENVY MEISTERWERK, welchen ich mittels eines CHORD CABLE EPIC XLR-Kabelsatzes symmetrisch mit dem CHORD HUGO TT2 & MSCALER verbinde. Um jedoch gleichermaßen der Transistorfraktion gerecht zu werden, erhält auch der ZÄHL HM1 REFERENCE ausreichend Spielzeit am Ohrlautsprecher der Berliner Manufaktur.

Hier wie dort zeichnet mein AURALIC ARIES G1 für die Übermittlung der digitalen Datenkost verantwortlich, welche der High-End-Streamer entweder über die implementierte SSD-Festplatte – oder direkt via QOBUZ bezieht. Eine erstklassige Verbindung zum englischen DAC wird schließlich über ein TELLURIUM ULTRA SILVER USB-Kabel sichergestellt.

Das Testmaterial setzt sich wie üblich zusammen aus mir wohl bekannten musikalischen Hörbeispielen aus Klassik, Jazz, Blues, Rock und Pop, vorwiegend in HIGH-RES Auflösung. Weitere Informationen zum HEDDPHONE TWO GT erhaltet ihr wie immer auf der Homepage des Herstellers unter: heddaudio.de

Klangtest

Bereits in den ersten Hörminuten wird schnell klar, dass die Berliner Ingenieure mit dem neuen HEDDPHONE TWO GT einen etwas anderen klanglichen Weg einschlagen als bei den Vorgängermodellen. Speziell am polnischen Röhrenverstärker spielt der neue AMT-Ohrlautsprecher dabei sehr dynamisch und engagiert auf und verwöhnt den erstaunten Zuhörer mit einem äußerst druckvollen und dazu gut konturierten Bassfundament.

Bis hin zu ambitionierten Abhörlautstärken überzeugt der neue Kopfhörer aus Berlin am FELIKS ENVY MEISTERWERK überdies mit ausreichend Tiefgang, was wohl auch den relativ hohen Leistungsreserven der 300B Power Tubes von Western Electric geschuldet sein dürfte. Somit präsentiert sich auch das neue GT-Modell der Berliner Manufaktur keinesfalls als Kostverächter, soll das akustische Potential der AMT-Treiber vollständig abgerufen werden.

Darüber hinaus beeindruckt das HEDDPHONE TWO GT mit einer exzellenten, weil blitzschnellen Impulsantwort im Bassbereich und ermöglicht demzufolge einen bruchlosen Übergang in den nunmehr leicht erdigen Grundton, wodurch auch Stimmen und Instrumente im Vergleich zum HEDDPHONE TWO geringfügig plastischer wirken – nicht wenige Gralsritter der feinen Töne werden das GT-Modell aus meiner Sicht allein schon aufgrund der etwas wärmeren Tonalität favorisieren.

Dennoch überzeugt auch das HEDDPHONE TWO GT mit sehr transparenten und feindynamischen Mitten, wenngleich das akustische Geschehen in der direkten Gegenüberstellung zum Vorgänger mit ein wenig Distanz zum Zuhörer vorgetragen wird. Die räumliche Darstellung wirkt infolgedessen etwas weitläufiger, allerdings werden einzelne musikalische Ereignisse vergleichsweise auch weniger stark in den akustischen Fokus gerückt. Aber dies obliegt meines Erachtens sicherlich dem individuellem Geschmack.

Insbesondere in Kombination mit dem FELIKS ENVY MEISTERWERK gefällt mir persönlich das HEDDPHONE TWO im Mitteltonbereich demzufolge eine Spur besser, da die grundsätzliche Charakteristik des polnischen Röhrenverstärkers aus meiner Sicht ganz hervorragend mit dem ursprünglichen Berliner Ohrlautsprecher harmoniert – denn die minimale Emphasis im Mittelton von Nummer 2 wird durch die amerikanischen 300B Röhren meines Erachtens perfekt in Szene gesetzt.

Im Hochtonbereich schenken sich die beiden Brüder hingegen nichts und verwöhnen den Gralsritter jederzeit mit nuanciert feingeistigem Spiel. Und obgleich das HEDDPHONE TWO GT die hohen Frequenzen noch ein klein wenig akribischer aus dem klanglichen Dickicht heraus zu schälen scheint, verwehrt sich der neue Kopfhörer aus Berlin dennoch einer ungebührlichen weil spitzen Wiedergabe von Sibilanten – und die luftige Darbietung des GT begünstigt zugleich eine exzellente Bühnenabbildung mit akkurater Staffelung in die Tiefe.

Am ZÄHL HM1 REFERENCE wendet sich das Blatt zugunsten des neuen GT-Modells. Vor einem rabenschwarzen Hintergrund leuchtet der AMT-Ohrlautsprecher auch den untersten Frequenzkeller gewissenhaft aus, ohne dabei an Struktur einzubüssen. Das HEDDPHONE TWO wahrt in dieser klanglichen Disziplin einen gewissen Respektabstand zum Newcomer und verzichtet seinerseits auf eine explizite Ausarbeitung der allertiefsten Töne am deutschen Referenzverstärker.

Beide Kopfhörer beeindrucken gleichwohl mit staubtrockenem Anschlag und ausgezeichneter Konturierung, sowie einer mustergültigen Transientengeschwindigkeit. Das immense Leistungsvermögen des transistorbewehrten Kopfhörerverstärkers aus Bergisch Gladbach spielt speziell dem neuen HEDDPHONE TWO GT akustisch in die Karten – sowohl mikro- als auch makrodynamisch bleiben an der ZÄHL Referenz keinerlei Wünsche offen und demonstrieren das enorme klangliche Potential des Berliner Ohrlautsprechers.

Außerdem korreliert die eher analytische Herangehensweise des deutschen Ausnahmeverstärkers bestmöglich mit der neuen tonalen Abstimmung des GT-Modells. Speziell im klangrelevanten Mitteltonbereich überzeugt der Newcomer mit einer detaillierten Durchzeichnung jedweder musikalischen Geschehnisse, ohne es dabei an entsprechender Substanz vermissen zu lassen. Eine äußerst akribische Ausarbeitung selbst feinster Schattierungen im Hochton – frei jeglicher Schärfe – runden das stimmige akustische Paket perfekt ab.

Infolgedessen markiert das HEDDPHONE TWO GT im Zusammenspiel mit dem ZÄHL HM1 REFERENCE für mich die neue Benchmark in Sachen AMT-Ohrlautsprecher. Gleichwohl obliegt es natürlich den individuellen Vorlieben eines jeden Gralsritters, welche musikalische  Richtung letztendlich eingeschlagen werden soll – denn am FELIKS ENVY MEISTERWERK favorisiere ich bekanntlich das nicht minder geniale Modell TWO von HEDD AUDIO. Jedem somit das Seine.

Mein Fazit

Das HEDDPHONE TWO GT reiht sich nahtlos in die AMT-Familie der Berliner Manufaktur ein und verkörpert zugleich einen neuen musikalischen Ansatz. Der nunmehr markante Bass sowie ein substanzreicher Grundton verhelfen dem deutschen Ohrlautsprecher gleichsam zu einer erhöhten Plastizität im Mitteltonbereich, was eine leicht veränderte Tonalität zur Folge hat.

Während der ältere Bruder grundsätzlich eine eher analytische Spielart präferiert und einzelne klangliche Ereignisse etwas stärker in den akustischen Fokus rückt, bevorzugt der Newcomer hingegen die etwas entspanntere musikalische Gangart. Wenngleich sich auch das HEDDPHONE TWO GT keinerlei Schwächen in Bezug auf die Ausarbeitung feinster Details erlaubt und den Gralsritter des guten Geschmacks jederzeit mit audiophilen Klängen verwöhnt.

Ein adäquater Spielpartner ist allerdings Pflicht – vorzugsweise aus der erlesenen Transistorfraktion. In Verbindung mit leistungsstarken Kopfhörerverstärkern vom Schlage eines ZÄHL HM1 REFERENCE wächst der Berliner AMT-Kopfhörer musikalisch dabei weit über seine Preisklasse hinaus.

Wer sich dazu mit dem leicht eingeschränkten Tragekomfort (Stichwort Kopfgröße) arrangieren kann, erwirbt mit dem neuen HEDDPHONE TWO GT zweifelsohne einen klanglich großartig aufspielenden Ohrlautsprecher zum durchaus moderaten Preis von 2.199,- Euro. – und aus meiner Sicht einen echten Geheimtipp im Kopfhörersegment.

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 5 von 5 Ohren
Tragekomfort (20%) : 4 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren




(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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