Heddphone Two on Musicalhead

Test HEDD AUDIO HEDDPHONE TWO

Da bin ich mal wieder. Und heute teste ich für euch endlich das neue HEDDPHONE TWO der kleinen deutschen Manufaktur HEDD AUDIO. Bereits die erste Version des mit elektrodynamischen AMT-Treibern versehenen Ohrlautsprechers sorgte im Jahre 2018 für viel Beachtung in audiophilen Kopfhörer-Kreisen und überzeugte auch mich im ersten akustischen Aufschlag auf Musicalhead. (zum Testbericht

Die Air-Motion-Transformer Technologie basiert ursprünglich auf einer Idee des deutsch-amerikanischen Physikers Oskar Heil, welcher sich dieses Arbeitsprinzip bereits 1969 in den USA patentieren ließ – wurde von den Berliner Ingenieuren rund um Mastermind Klaus Heinz jedoch für den Einsatz im Kopfhörersegment sukzessive perfektioniert, um dem Gralsritter der feinen Töne ein ebenso musikalisches wie hochemotionales Erlebnis zu bieten.

Auf einer mehrfach gefalteten Treibermembran verlaufen dabei mäanderförmig angeordnete Leiter in einem permanenten Magnetfeld. Beim Anlegen eines Tonsignals werden diese von elektrischem Strom durchflossen, wodurch eine Lorentzkraft auf die Leiterbahnen und somit auf die Membran ausgeübt wird. Öffnen und schließen sich die Membranfalten, wird die Luft im Verhältnis 4:1 zur relativen Membranbewegung angesaugt – beziehungsweise wieder hinausgedrückt. 

Infolgedessen können musikalische Pretiosen deutlich schneller reproduziert werden als von (ortho-) dynamischen oder auch elektrostatischen Systemen gewohnt. Dies verspricht nach Aussage des Berliner Herstellers neben einer exorbitanten Transientengeschwindigkeit – bei gleichsam überragender Detailarbeit – die höchstmögliche Authentizität in Bezug auf die Wiedergabeeigenschaften im klangrelevanten Mittelton. 

Mittels der patentierten VVT-Technologie (Variable-Velocity-Transformation), welche die innovative Membrangeometrie kennzeichnet, wurde das AMT-Arbeitsprinzip der in Breite und Tiefe variierenden Falten beim HEDDPHONE TWO nochmals optimiert, um trotz Verringerung der äußeren Abmessungen der Treibergehäuse dennoch einen linearen Frequenzgang im Bereich von 10 Hz – 40 kHz zu erzielen – und das nicht unerhebliche Eigengewicht des Erstlingswerks um ganze 170 g zu reduzieren.

Bedauerlicherweise stellt auch das neue HEDDPHONE TWO aufgrund des eher ungünstigen Wirkungsgrades von 89 dB/mW leistungstechnisch recht hohe Ansprüche an einen potentiellen Spielpartner, sollen die makrodynamischen Qualitäten des elektrodynamischen Ohrlautsprechers vollumfänglich ausgeschöpft werden. 

Und obgleich HEDD AUDIO eine Minimalanforderung von lediglich 200 mW in den technischen Daten des Kopfhörers ausweist, empfehlen die Berliner dem Gralsritter des dynamischen Auftritts eine Verstärkerleistung von mindestens 1 Watt pro Kanal – idealerweise an 41 Ohm, der Eigenimpedanz von Nummer 2.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Dr. Frederik Knop – dem Geschäftsführer von HEDD AUDIO – für die unbürokratische und zeitnahe Bereitstellung des HEDDPHONE TWO vor dem endgültigen Vertriebsstart Ende Oktober 2023, weshalb mein Testproband hinsichtlich der Primärverpackung wohl auch noch nicht dem finalen Auslieferungszustand entsprach.

Verpackung & Ausstattung

Nichtsdestotrotz wird das HEDDPHONE TWO grundsätzlich in einem mit graufarbenen Stoff bezogenen Travel-Case aus gehärtetem Kunststoff aufbewahrt, welches den neuen Ohrlautsprecher formschlüssig und demzufolge auch sicher geschützt einbettet. Der meines Erachtens etwas karge Ausstattungsumfang des Erstlingswerks wurde darüber hinaus in sinnvoller Art und Weise erweitert. 

Denn neben dem zuvor beschriebenen Travel-Case nebst edlem Inhalt umfasst das Zubehör nunmehr 1 zusätzliches Paar Ersatzohrpolster, 1 unsymmetrisches Kabel in 2,20 m Länge mit 6,35 mm Klinkenstecker sowie einem Adapter auf 3,5 mm und endlich auch 1 symmetrische Verbindung – ebenfalls in 2,20 m Länge, mit 4,4 mm PentaConn-Anschluss und wahlweise mit einem entsprechenden Adapter auf 4-pol-XLR versehen.

Meine damalige Kritik zum HEDDPHONE bezüglich der Erweiterung des Kabelangebotes um eine zusätzliche – und idealerweise symmetrische – Verbindung wurde ganz offensichtlich von vielen Interessenten geteilt und schlussendlich vom Berliner Team erhört – vielen herzlichen Dank dafür. Eine kurze Anleitung in englischer Sprache komplettiert im Übrigen das wesentlich umfangreichere Gesamtpaket.    

Verarbeitung & Tragekomfort

Die Qualitätsanmutung des neuen HEDDPHONE TWO markiert aus meiner Sicht wahrlich einen Quantensprung im Vergleich zum Vorgängermodell. Und dies betrifft nicht nur die nunmehr erlesenere Auswahl der verwendeten Materialien, sondern ebenso deren einwandfreie und professionelle Verarbeitung.

Passgenaue und makellose Treibergehäuse, sauber vernähte Ohr- und Kopfpolster aus veganem Stoff/Leder, kevlarummantelte Kabelverbindungen – aber insbesondere Leichtbaumaßnahmen wie ein Kopfbügel aus biegsamem Sichtkarbon oder Treiberbügel und -Aufnahmen aus Magnesium zeugen von dem gewachsenen Qualitätsanspruch des Berliner Familienunternehmens.

Speziell die neue HEDDband-Konstruktion führt zu einer erheblichen Steigerung in Sachen Tragekomfort. Ein intelligentes Riemensystem zur Anpassung an jedwede Schädelform verteilt den Druck gleichmäßig auf dem Kopf des Trägers und sorgt in Kombination mit dem moderat gewählten Anpressdruck für unbeschwerte Hörabende. Zumal die weichen Hörmuscheln auch größere Ohren großzügig umschließen und das Eigengewicht des HEDDPHONE TWO von 550 g schnell vergessen machen.

Dazu wirkt der neue Ohrlautsprecher wie für die Ewigkeit gemacht. Vielleicht aus diesem Grunde gewährt die Berliner Manufaktur nicht nur eine Garantie von ganzen 5 Jahren auf ihr neues audiophiles Produkt, sondern bietet dem interessierten Gralsritter mit ausgewiesenem Qualitätsanspruch ein schier unglaubliches Rückgaberecht von 100 Tagen an – Chapeau!  

Vorbereitung 

Um dem HEDDPHONE TWO möglichst umfassend auf den akustischen Zahn zu fühlen, wähle ich als Spielpartner für diese Rezension den FELIKS AUDIO ENVY aus, welcher seine musikalischen Qualitäten im Hörtest auf Musicalhead bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt- und zudem meinen persönlichen Referenzstatus im Röhrensegment erlangt hat. 

Aber auch der ZÄHL HM1 REFERENCE Kopfhörerverstärker erhält ausreichend Spielzeit am AMT-Ohrlautsprecher der deutschen High-End-Schmiede, um die Transistorfraktion ebenso adäquat zu vertreten. Zur exquisiten Wandlung der digitalen Daten in die analoge Kost fungiert des Weiteren der CHORD DAVE, welcher das High-Res-Datenmaterial von meinem APPLE iMAC mittels exquisiter AUDIRVANA+ Unterstützung bezieht.  

Eine entsprechende Verbindungsqualität (USB und RCA) wird über die ausgezeichneten SIGNATURE Kabel der britischen Manufaktur CHORD CABLE sichergestellt, sauberen elektrischen Strom beziehen die beteiligten Gerätschaften dazu über die exzellenten VENOM V2 HC Strippen der Marke SHUNYATA aus den USA. 

Zu akustischem Einsatz kommen wieder einmal die mir bestens bekannten Hörbeispiele aus den musikalischen Genres Klassik, Jazz, Blues, Pop und Rock – vorzugsweise natürlich in der höchstmöglichen Auflösung. Weiterführende Informationen zum neuen HEDDPHONE TWO erhaltet ihr außerdem auf der Homepage von HEDD AUDIO.

Klangtest

Die Nachfolger musikalischer Volltreffer haben es bei mir nicht immer leicht. Denn sobald das neue vermeintliche Kleinod das Licht der audiophilen Welt erblickt, wird meine diesbezügliche Erwartungshaltung natürlich stets nach oben geschraubt. Erfreulicherweise aber vermag das neue HEDDPHONE TWO meine akustischen Ansprüche nicht nur gänzlich zu erfüllen, sondern diese sogar in klanglich überragender Manier zu übertreffen. 

Zumal sich das kongeniale Zusammenwirken mit dem FELIKS AUDIO ENVY als wahrer Glücksgriff erweist. Denn das HEDDPHONE TWO vermag am polnischen Röhrenkraftwerk trotz des suboptimalen Wirkungsgrades nicht nur in makrodynamischer Hinsicht vollständig zu überzeugen, sondern zugleich mit einem wunderbaren, weil emotional ergreifenden Klangfarbenspiel zu begeistern, ohne dabei das allerkleinste musikalische Detail zu unterschlagen.

Dazu konterkarieren auch keine markerschütternden Bässe eine hervorragende Durchhörbarkeit im Grundton, wenngleich die straffe Konturierung derselben – neben dem druckvollen Spiel – gleichsam mit einem exzellentem Timing einhergeht. Der Kopfhörer leuchtet die äußersten Winkel im Tiefbasskeller zwar nicht in allerletzter Konsequenz aus, eine geringfügige Emphasis im mittleren Bassbereich fördert jedoch subjektiv die dynamische Präsenz, indem einzelnen Impulsen eine marginale akustische Gewichtung verliehen wird. 

Nichtsdestotrotz präferiert das HEDDPHONE TWO keinen bestimmten Frequenzbereich, sondern reproduziert auch anspruchsvolle musikalische Pretiosen jederzeit fein ausbalanciert und frei jeglicher Verfärbungen. Und auch hinsichtlich des räumlichen Darstellungsvermögens agiert der Berliner Ohrlautsprecher nahezu mustergültig – insbesondere die Separation von Stimmen und Instrumenten gelingt Nummer 2 in meisterhafter Manier.

Die erstklassige Ortbarkeit und punktstabile Abbildung geht einher mit einer faszinierenden Authentizität im Mittelton, was in erster Linie der blitzschnellen und zugleich sehr natürlich wirkenden Transientenwiedergabe geschuldet ist. Und obgleich das HEDDPHONE TWO im hörsensitiven Präsenzbereich durchaus mit nuancierten musikalischen Details zu beeindrucken weiss, neigt der AMT-bewehrte Kopfhörer bisweilen zu einer minimalen Sibilanz  – allerdings vorwiegend bei suboptimalem akustischen Material.

Zumal der Ohrlautsprecher auch im Hochtonbereich engagiert zur Sache geht, gleichzeitig aber mit einem überragenden Auflösungsvermögen begeistert. Speziell im Zusammenspiel mit eher apodiktisch agierenden Transistorverstärkern wie dem ZÄHL HM1 REFERENCE, fördert das HEDDPHONE TWO dadurch bislang unentdeckte Mikrodetails in mir langjährig bekannten Aufnahmen zutage, welche auch so manchen Gralsritter des ultimativen Gehörs mitunter in ungläubiges Staunen versetzen dürfte.  

Diese oftmals gnadenlose Schonungslosigkeit hinsichtlich der Ausarbeitung der allerfeinsten Zwischentöne muss natürlich nicht immer und überall  gefallen. Gleichwohl relativieren audiophil bewährte Vertreter der Röhrenfraktion wie der FELIKS AUDIO ENVY diese analytische Tendenzen weitestgehend, ohne dabei auf eine perfekt bemessene Detailarbeit selbst bei subtilen Schallereignissen zu verzichten. 

In Verbindung mit den äußerst realistisch wirkenden Nachhallfahnen im räumlichen Kontext vermittelt das Berliner Meisterwerk jedoch am Ende des Tages mit beiden Spielpartnern ein erfreulich luftiges und dreidimensionales Klangbild mit mustergültiger Randschärfe, so dass die Wahl des geeigneten Arbeitsprinzips der beteiligten Kraftwerke eher dem persönlichen Geschmack obliegt.

Mein Fazit  

Wenngleich die optische Präsenz des HEDDPHONE TWO vielleicht nicht unbedingt der Idealvorstellung eines jeden Gralsritters der feinen Töne entsprechen dürfte, stehen für mich die akustischen Qualitäten außer Frage. Denn zweifellos ist der Berliner Manufaktur mit ihrem neuen AMT-Ohrlautsprecher ein weiterer Meilenstein auf dem Weg ins audiophile Nirvana gelungen.

Der eingeschränkte Tragekomfort des Erstlingswerks aufgrund des relativ hohen Eigengewichts und minimale Schwächen in Bezug auf die Verarbeitungsqualität wurden beim aktuellen Kopfhörer zudem erfolgreich ausgemerzt, so dass auch exzessiveren Hörabenden nun nichts mehr im Wege steht. Zumal Nummer 2 auch in Sachen emotionale Ansprache vollumfänglich zu begeistern weiss.

Ein leistungsstarker und zugleich klanggewaltiger Spielpartner ist hingegen Pflicht – der nach wie vor sehr bescheidene Wirkungsgrad des Ohrlautsprechers begrenzt das Einsatzgebiet primär auf stationäre Anwendungen. Wenn die genannten akustischen Voraussetzungen allerdings zur Gänze erfüllt werden, erwartet den Zuhörer ein musikalisches Erlebnis der absoluten Extraklasse, wobei das neue HEDDPHONE TWO nicht selten weit über seine Preisklasse hinaus agiert. 

Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von nunmehr 1.999 Euro fällt der Aufpreis zum Vorgängermodell aus meiner Sicht zudem äußerst moderat aus, zumal der neue Kopfhörer mit deutlich hochwertigeren Materialien überzeugt. Und selbstverständlich erhält das HEDDPHONE TWO infolgedessen meine uneingeschränkte Empfehlung an alle Gralsritter mit hochmusikalischen Ansprüchen. Also unbedingt testen.

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 5 von 5 Ohren
Tragekomfort (20%) : 4 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 5 von 5 Ohren

(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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COMMENTS1

  1. Hallo Fidelio,

    habe – nach Überprüfung der technischen Daten meines SPL Phonitor x (2×2,9 Watt bei 47 Ohm) – sofort bestellt; zugegebenermaßen auch aus nostalgischen Gründen, da mein erster ernst zu nehmender Lautsprecher vor mehr als 40 Jahren ein ESS AMT 1B war. Bin sehr gespannt!

    Beste Grüße aus Regensburg


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