Dan Clark Expanse on Musicalhad

Hörtest DAN CLARK EXPANSE

Nach der Vorstellung des DAN CLARK EXPANSE auf Musicalhead im letzten Monat fühle ich dem amerikanischen Kopfhörer, welcher nach Aussage des Herstellers jetzt auch neue Maßstäbe in Bezug auf die Klangqualität bei den offenen Kopfhörern setzen möchte, im heutigen Hörtest auch endlich auf den akustischen Zahn.

Selbstverständlich tritt der EXPANSE aber nicht nur gegen den geschlossenen Bruder an, sondern muss sich gleichermaßen auch der orthodynamischen Konkurrenz stellen – denn mit dem nunmehr offenen Pendant zum DAN CLARK STEALTH begeben sich die Amerikaner natürlich geradewegs in die Höhle der Löwen.

Und während der zuletzt Genannte zweifelsohne einen technologischen Meilenstein in der Entwicklung geschlossener Ohrlautsprecher markiert, findet der Gralsrittter der feinen Töne im deutlich größeren Segment der offenen TOTL-Kopfhörer, eine Vielzahl erlesener musikalischer Pretiosen zur freien Auswahl vor.

Perfekte Voraussetzungen

Infolgedessen sieht sich der DAN CLARK EXPANSE nicht nur mit attraktiven, sondern zugleich auch hoch motivierten Mitbewerbern konfrontiert, welche sich im Hörtest ganz unverblümt anschicken werden, dem Kopfhörer aus San Diego das musikalische Leben so schwer wie möglich zu machen.

Um die perfekten audiophilen Voraussetzungen für einen unmittelbaren Vergleich im Hörtest zu schaffen, werden alle beteiligten Probanden mit dem neuen LINA Referenzsystem der britischen Manufaktur dCS verbunden. Als Signalquelle fungiert mein APPLE iMAC, welcher die USB-Eingangsbuchse des LINA DAC mit der musikalischen Kost in digitaler Form beschickt.

Zum Einsatz kommen die üblichen Verdächtigen aus den Bereichen Klassik, Blues, Jazz, Rock und Pop, welche mir ob ihres hohen persönlichen Bekanntheitsgrades ein aussagekräftiges Urteil ermöglichen sollten. Weitere Informationen zum neuen DAN CLARK EXPANSE erhaltet ihr wie üblich auf der Homepage von DC: Danclarkaudio.com oder auch auf den Seiten des deutschen Vertriebs unter: Audiodomain.de.

Bruderzwist

Der DAN CLARK EXPANSE stellt sich im Hörtest in erster Linie seinem geschlossenen Bruder – und bereits nach wenigen Sekunden werden die akustischen Gemeinsamkeiten der beiden DC Kopfhörer mehr als ohrenscheinlich. Und dennoch kann der STEALTH trotz seiner konstruktiven Auslegung als geschlossenes System im weiteren Verlauf dieses Hörtests aus meiner Sicht geringfügige Pluspunkte für sich verbuchen.

Denn während der STEALTH bei ausgezeichneter Ortbarkeit mit einer messerscharfen Abbildung aller musikalischen Details zu Werke geht und dazu auch jederzeit das richtige Größenverhältnis von Stimmen und Instrumenten wahrt, zeigt der EXPANSE mitunter minimalste Schwächen hinsichtlich einer zu 100% mikro-exakten Ränderung der klanglichen Ereignisse.

Der offene Ohrlautsprecher kontert allerdings mit der exzessiveren räumlichen Darstellung in Bezug auf die maximal erzielbare Bühnenbasisbreite und wird seiner neuen Bezeichnung demzufolge durchaus gerecht. Allerdings vermisse ich bisweilen etwas Luftigkeit und Transparenz im Klangbild – der EXPANSE erweckt aus meiner Sicht oftmals den Eindruck eines halboffenen Modells.

Eingeschränkte Transparenz

Dieses akustische Phänomen, welches mir bereits bei meiner Rezension zum  STEALTH aufgefallen war, ist mutmaßlich dem neuen AMTS System von Dan Clark geschuldet, welches einer vollständigen Offenheit im Mittel- und Hochtonbereich offenbar leicht zuwider läuft, indem die entsprechenden Frequenzbereiche relativ stark bedämpft werden. 

Der geschlossene Kopfhörer kämpft natürlich zweifelsohne mit denselben Eigenheiten – nur ist man halt eher geneigt, dem orthodynamischen Ohrlautsprecher die suboptimale Transparenz ob seines Bauprinzips nachzusehen. Zumal sich der DC EXPANSE in erster Linie gegen die offene Fraktion behaupten muss – Stichwort Haifischbecken.

Und insbesondere in der direkten akustischen Gegenüberstellung, beispielsweise mit dem FINAL D8000 PRO oder auch einem MEZE ELITE, tritt die leicht asketische Luftigkeit des EXPANSE – je nach musikalischem Quellmaterial – mehr oder weniger verstärkt in Erscheinung.

Um dies jetzt bitte nicht falsch zu verstehen – selbstverständlich liegen keinesfalls klangliche Welten zwischen den einzelnen Probanden – wer bezüglich seiner Hörprioritäten jedoch vorrangig auf ein sehr offenes und völlig transparentes Klangbild setzt, wird FINAL, MEZE und Co. den beiden DC-Ohrlautsprechern möglicherweise vorziehen.

Dynamische Durchschlagskraft

Allerdings zählt der DAN CLARK EXPANSE zweifelsohne zu den neutralsten Vertretern seiner Art und leistet sich in keinem Frequenzbereich tonale Schwächen.

Das geniale dCS Frontend treibt den amerikanischen Kopfhörer darüber hinaus zu klanglichen Höchstleistungen und rechtfertigt somit auch den hohen technologischen Aufwand über das AMTS, indem der EXPANSE den Gralsritter mit höchst detailierten und wohl temperierten Klängen belohnt. 

In makrodynamischer Hinsicht empfiehlt es sich im Übrigen, den EXPANSE symmetrisch mit dem LINA-Kopfhörerverstärker zu verbinden. Der Ohrlautsprecher aus San Diego verfügt in Folge über einen bemerkenswert druckvollen und gleichsam konturierten Bass, benötigt aufgrund des mäßigen Wirkungsgrades aber äußerst potente Spielpartner, um auch im Tiefbassbereich vollumfänglich zu überzeugen. 

Denn nur bei tatsächlich adäquater Leistungszufuhr, gepaart mit einem hohen elektrischen Dämpfungsfaktor sowie möglichst geringer Ausgangsimpedanz des Spielpartners, zeigt der DC eindrucksvoll auf, wo Bartel makrodynamisch den Most holt.

Der offene EXPANSE verfügt dabei erstaunlicherweise über den etwas prominenteren Bass im Vergleich zum geschlossenen Bruder, allerdings ohne in letzter Konsequenz dessen enorme Impulstreue zu erzielen. Überdies leuchtet der geschlossene Bruder die hinterletzten Ecken des Frequenzkellers am LINA-Kopfhörerverstärker noch ein wenig geflissentlicher aus.

Teufel im Detail

Ob dem Gralsritter am langen Ende somit das räumlich exzessivere und dynamischere Spiel des EXPANSE, oder die geringfügig präzisere Gesamtvorstellung des STEALTH mehr zusagen, wird in erster Linie wohl dem ganz persönlichen Geschmack obliegen.

Der Teufel steckt für mich vielmehr im Detail – und ist gegebenenfalls auch meiner eigenen Erwartungshaltung geschuldet. Denn während der STEALTH wohl den am Offensten klingenden geschlossenen Kopfhörer der Welt markieren dürfte, gereicht dem EXPANSE die klangliche Abstimmungsarbeit über das AMTS in Sachen Luftigkeit aus meiner Sicht eher zum Nachteil.

Und obgleich auch der Frequenzgang des offenen Ohrlautsprechers mittels der Metamaterialien bestmöglich an die Harman-Target-Kurve angeglichen wurde und somit dem Gehör der allermeisten Gralsritter zweifelsfrei schmeicheln dürfte, würde ich persönlich das AMTS-Erstlingswerk von Dan Clark präferieren. 

Mein Fazit

Der DAN CLARK EXPANSE markiert zu einem Verkaufspreis von 4.799,- Euro den zweiten orthodynamischen Streich im DC-Universum mit dem neuen und patentierten Acoustic-Metamaterial-Tuning-System (AMTS).

Und wenngleich die klanglichen Unterschiede zum STEALTH eher von marginaler Natur sind und beide Kopfhörer speziell im Zusammenspiel mit dem dCS LINA gewiss auf allerhöchstem technischen Niveau musizieren, bedient der EXPANSE meines Erachtens dennoch eine etwas andere Klientel.

Insbesondere der kräftigere Bassbereich in Verbindung mit einem leicht erdigen Grundton und der „expansiveren“ Vorstellung in Bezug auf die räumliche Bühnenabbildung, trifft meines Erachtens primär den angloamerikanischen Musikgeschmack und ist gegebenenfalls nur eingeschränkt kompatibel mit den Hörvorlieben eines europäischen Gralsritters des feingeistigen Spiels.

Diese klangliche Einschätzung spiegelt selbstverständlich nur die ganz persönliche Meinung des Autors wider. Und vielleicht war meine Erwartungshaltung an den offenen Kopfhörer nach dem genialen Erstlingswerk von Dan Clark auch etwas zu hoch gesteckt. Im Zweifelsfall empfehle ich dem Interessenten deshalb eine individuelle Hörprobe beim Händler des Vertrauens vor Ort.

Denn insbesondere Investitionen in diesem preislichen Segment sollten selbstverständlich immer wohl überlegt sein. Und die Geschmäcker in Bezug auf die perfekte Wiedergabe der persönlichen musikalischen Kostbarkeiten sind eben bekanntlich sehr verschieden. 

Euer Fidelio


Meine Wertung

Klangqualität (60%) :5 von 5 Ohren
Tragekomfort (20%) : 5 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 5 von 5 Ohren


(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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COMMENTS1

  1. Dann schafft es der EXPANSE nicht in deine Top 10?


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