Trafomatic Primavera

Hörtest TRAFOMATIC PRIMAVERA

Da bin ich schon wieder. Und heute mit einem exklusiven Hörtest zum TRAFOMATIC PRIMAVERA. Der Kopfhörerverstärker der kleinen Manufaktur aus Mladenovac markiert dabei nicht nur das röhrenbewehrte Topmodell der Serben, sondern beansprucht selbstbewußt und unverhohlen direkt eine Spitzenposition im Klangolymp. 

Und bereits die Dimensionen des klassischen Röhrenverstärkers lassen keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass der serbische Hersteller ein markantes und klares Ausrufezeichen hinsichtlich der zuvor genannten Ambitionen setzen möchte. 

Röhrenverstärker par excellence  

Mit Abmessungen von 340 x 480 x 240 mm (B x T x H) und einem Gewicht von stolzen 30 kg käme wohl kein unbedarfter Neuling im erlauchten Kreis der Gralsritter des Klanges auf die Idee, dass es sich beim TRAFOMATIC PRIMAVERA angesichts dieser Dimensionen tatsächlich um den Antrieb für einen Ohrlautsprecher handeln könnte.

Der im Single Ended-Betrieb operierende Röhrenbeau besticht für eine Gerätschaft in handgefertigter Kleinserie darüber hinaus mit einer hervorragenden Verarbeitung und Haptik und einem meines Erachtens sehr gelungenen Materialmix aus verchromten, gebürsteten und lackierten Stahl- und Aluminiumelementen. 

Auch zeugen vollständig getrennte Stromversorgungen für beide Kanäle, sowie hochwertige interne Bauteile, wie beispielsweise selektierte Mundorf-Kondensatoren, hochinduktive Filterdrosseln und überdimensionierte Ausgangstransformatoren aus eigener Fertigung vom Bestreben des Herstellers, ein monumentales Meisterwerk in dieser Produktserie zu schaffen.  

TRAFOMATIC AUDIO fertigt den Kopfhörerverstärker überdies auch in jeder gewünschten RAL-Farbe, sogar die Art der Beschichtung (Softtouch- oder glänzende Lackoberflächen) kann vom Kunden frei gewählt werden. Gegen Aufpreis versteht sich.

Jeder PRIMAVERA ist somit ein Unikat, welches in aller Regel erst nach erfolgter Bestellung individuell gefertigt wird. Derzeit verlassen nur ca. 6 Geräte pro Jahr die heiligen Hallen in Mladenovac, was wiederum die weltweite Exklusivität unterstreicht. Zumal sich der offizielle Verkaufspreis in Europa bei satten 11.999,- Euro (14.999,- US$) einpendelt. 

Somit liegt der TRAFOMATIC PRIMAVERA preislich nahezu auf Augenhöhe mit einem VIVA EGOISTA 845 (12.800,- €), oder dem WOO AUDIO WA33 in der Elite Edition (14.999,- US$). Da versteht es sich fast von selbst, dass auch der serbische Röhrenverstärker mit den in dieser Klasse üblichen Leistungswerten aufwartet.

Auf die Dauer hilft nur Power

Der PRIMAVERA stellt sowohl an seiner 4-pol XLR-, als auch an der obligatorischen 6.3 mm Neutrik-Buchse identische 2 x 9 Watt an 50 Ohm bereit. Dasselbe gilt natürlich auch für die beiden 3-poligen Ausgänge in direkter Nachbarschaft. Nicht übel für einen Single-Ended DHT (Directly Heated Triode) Röhrenverstärker im puren Class-A Betrieb. 

Allerdings ist auch die maximale Leistungsaufnahme von immerhin 280 Watt nicht von schlechten Eltern. Dazu trägt wohl auch das stromfressende Verstärkerlayout mit paarweise streng selektierten Röhrenpärchen, bestehend aus 2 x 6S45P in der Vorstufensektion und 2 x SV811-10 Leistungsröhren, ihren Teil bei. 

Aufgrund einer feinfühlig abgestuften Impedanzanpassung von 25 – 600 Ohm werden die potenziell hochwertigen Spielpartner zudem perfekt auf ihren klangtechnischen Einsatzzweck konditioniert – dem Gralsritter der feinen Töne in Kombination mit dem serbischen Alphatier zu einem einmaligen musikalischen Abenteuer zu verhelfen.  

Selbstverständlich ist der TRAFOMATIC PRIMAVERA aufgrund seiner gewaltigen Leistungsreserven aber ebenso in der Lage, auch die anspruchsvollsten Kopfhörerlasten auf diesem Planeten zu fahren. 

Aus diesem Grunde wähle ich als Ohrlautsprecher für den nachfolgenden Hörtest zum einen den HIFIMAN SUSVARA, welcher mit einem Wirkungsgrad von 83 dB/mW nicht unbedingt zu den akustischen Kostverächtern zählt. Der chinesisch/amerikanische Kopfhörer deckt zudem jede noch so kleine akustische Schwäche des Zuspielers schonungslos auf. 

Zum anderen erhält der ebenfalls relativ unempfindliche ABYSS AB1266 PHI TC eine ausgiebige Spielzeit am TRAFOMATIC PRIMAVERA, um neben der Ermittlung der Bassqualitäten insbesondere auch das räumliche Darstellungsvermögen des serbischen Röhrenverstärkers vollumfänglich auszuloten. 

Als Signalquelle fungiert mein mit AUDIRVANA+ Software bestückter iMAC, der sehr „analog“ aufspielende BAKOON DAC21 bereitet die digitale Kost für den PRIMAVERA dazu in erstklassiger Manier auf. Als Signalkabel (USB + RCA) dienen mir meine klanglich bewährten Strippen aus der CHORD EPIC-Serie, das Stromkabel für den TRAFOMATIC wird von SHUNYATA RESEARCH in Form eines ALPHA-HC gestellt.   

Weiterführende Informationen zum TRAFOMATIC PRIMAVERA erhaltet ihr im Übrigen auch auf der Homepage des serbischen Herstellers unter: Trafomatic.com oder auch auf den Seiten des deutschen Vertriebs unter: Berlin-Hifi.de 

Klanglicher Röhrenolymp

Vor Beginn der klangtechnischen Begutachtung gönne ich dem TRAFOMATIC PRIMAVERA zunächst eine für mich fast obligatorische Einspielzeit von 50 Stunden. Denn erfahrungsgemäß verbessert sich bei Röhrenverstärkern im Anschluss insbesondere die Basswiedergabe.

Und der Bassbereich hat es in Verbindung mit dem AB1266 PHI TC dann direkt in sich. Nicht nur dass der Bass ultratief hinabreicht und wirklich den allerletzten Winkel des Frequenzkellers akkurat und ohne erkennbaren Druckverlust auslotet, er besitzt gleichermaßen eine hervorragende, wenngleich eher schlanke Struktur und überzeugt mit einem knochentrockenen und impulsschnellen Anschlag.

Gleichgültig welche Hörpegel auch gefahren werden, der PRIMAVERA zeigt niemals akustische Ermüdungserscheinungen, behält souverän und mühelos die Kontrolle und befeuert das amerikanische Ungetüm mit Bassattacken, dass mir zeitweilig Angst und Bange ob der Haltbarkeit des hauchdünnen Membranmaterials des orthodynamischen Flächenstrahlers wird. 

Dabei dosiert der TRAFOMATIC das Bassvolumen in meisterhafter Manier und stellt sicher, dass der Bassbereich zu keinem Zeitpunkt den Grundtonbereich überlagert. Für Röhrenverstärker eher untypisch ist der Grundton dabei nicht von erdig warmer Natur, sondern pflegt klar die neutrale Linie und dient so als natürliche, weil gleichsam substanzreiche Basis für den klangrelevanten Mittelton. 

Und speziell im mittleren Frequenzspektrum zeigt der PRIMAVERA eindrucksvoll auf, aus welchem Holz der serbische Röhrenverstärker geschnitzt ist. Dieses traumhaft exakte Maß an akustischer Bildgebung, präziser Fokussierung und gleichzeitig messerscharfer Ränderung von Stimmen und Instrumenten muss man erlebt haben, um es zu glauben.

Dabei vereint der TRAFOMATIC Plastizität und Luftigkeit in eindrucksvoller Art und Weise, so dass trotz der bekannt exzessiven Bühnendarstellung des AB1266 PHI TC eine punktgenaue Ortung jederzeit problemlos möglich ist. Außerdem werden die jeweiligen Akteure stets im größenrichtigen Verhältnis transparent in den räumlichen Kontext platziert. Dies besitzt zweifellos Weltklasse. 

Die musikalische Reproduktion gerät allerdings frei eines blumigen Klangfarbenspiels, mitunter auch deshalb, weil der große ABYSS selbiges zum einen nicht unbedingt präferiert und der PRIMAVERA sich zum anderen der möglichst neutralen Wiedergabe verpflichtet fühlt.  

Der TRAFOMATIC beweist zudem sehr viel Feingespür für Rhythmus und Timing und verschafft dem inzwischen restlos begeisterten Gralsritter, also mir, in Kombination mit der Kopfhörerlegende von Joe Skubinski tatsächlich ein musikalisch hochemotionales Erlebnis.

Zumal diese kongeniale Kombination auch im Hochtonbereich nachhaltig zu beeindrucken weiß. Selbst allerkleinste klangliche Verästelungen werden mit zartem Röhrenschmelz detailliert und ohne jegliche Schärfe aufgelöst. Nachhallfahnen wirken darüber hinaus völlig natürlich, was zu einem absolut authentischen räumlichen Eindruck führt.

Hinsichtlich der dynamischen Leistungsreserven bleiben ebenso keinerlei Wünsche offen. Denn der TRAFOMATIC PRIMAVERA ist in der Lage, völlig kompressionsfrei einen akustischen Sturmangriff auf die Trommelfelle zu entfesseln, welcher seinesgleichen sucht. Und auch die superbe Feindynamik genügt allerhöchsten Ansprüchen. Einfach nur großartig.

Kaum vorstellbar, dass diese Performance noch zu toppen ist. Nichtsdestotrotz belehrt mich das Zusammenspiel mit dem HIFIMAN SUSVARA in Folge eines Besseren. Und führt mir wieder einmal vor „Ohren“, dass Aristoteles doch nicht ganz falsch liegen kann. Denn das Ganze ist eben mehr als die Summe seiner Teile.

Bassqualität und -Quantität erreichen in Verbindung mit dem SUSVARA nahezu den Idealzustand. Tiefgang, Druck und Volumen im absoluten Einklang, zumal der etwas kräftigere Bass des HIFIMAN im Vergleich zum ABYSS über die gertenschlanke Kontur des PRIMAVERA perfekt ausnivelliert wird. Dazu trommelt der Serbe mit rabenschwarzen Bässen präzise auf den Punkt.

Auch im Mittel- und Hochtonbereich wahrt der TRAFOMATIC PRIMAVERA jederzeit die perfekte musikalische Balance in Kombination mit dem Meisterwerk von Dr. Fang Bian – auf eine zugleich faszinierende Art und Weise. 

Denn aufbauend auf einem geringfügig plastischeren Grundton wird jedwede musikalische Reise nicht nur mit allerfeinstem Pinsel gezeichnet und einzelne klangliche Ereignisse ausgesprochen luftig und weiträumig in Breite und Tiefe abgebildet, sondern auch kohärent zu einem großen Ganzen vereint. Eine dreidimensionale Meisterleistung. 

Mein Fazit

Gar keine Frage. Der TRAFOMATIC PRIMAVERA zählt meines Erachtens derzeit zu den allerbesten Röhrenverstärkern für den Betrieb via Ohrlautsprecher, welche man für Geld kaufen kann. 

Er kombiniert die prinzipiellen Stärken des Röhrenprinzips wie Impulsschnelligkeit, Raumabbildung und Natürlichkeit mit den überragenden Leistungswerten von Transistorverstärkern, garniert diese mit einer gehörigen Prise Emotionen und beeindruckt so mit hochdynamischer und unbändiger Spielfreude. 

Dass der PRIMAVERA auf die klangtechnischen Eigenarten von klassischen Röhrenverstärkern, wie überbordendem Klangfarbenreichtum und eine mitunter unrealistische Größendarstellung verzichtet, ist ihm aus meiner Sicht überdies hoch anzurechnen.  

Leider wird die serbische Superröhre in freier Wildbahn auch in Zukunft wohl eher selten anzutreffen sein. Zumal der TRAFOMATIC PRIMAVERA von der serbischen Manufaktur nur an handverlesene Gralsritter der allerfeinsten Töne gegen einen nicht unerheblichen monetären Tribut vergeben wird. 

Dieser Verstärker ist zweifelsohne ein musikalischer Traum. Und Träumen darf schließlich erlaubt sein.

Euer Fidelio 

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 5 von 5 Ohren
Ausstattung (20%) : 3 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren


(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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COMMENTS2

  1. TRAFOMATIC PRIMAVERA oder RIVEIRA AIC10 ?

    Meine Hifiman Susvara braucht nur das beste 🙂

    Grussen, Henk Hoogerwerf

    • Hallo Henk,
      persönlich bevorzuge ich nach wie vor den AIC10, auch aufgrund der Möglichkeit, ihn über die LS-Ausgänge betreiben zu können. Er verfügt aus meiner Sicht auch über die etwas bessere räumliche Abbildung, obgleich der PRIMAVERA vielleicht noch eine winzige Spur besser auflöst. Du machst aber mit beiden KHV keinen Fehler – beide spielen deinen SUSVARA ins Kopfhörernirvana. 😉
      Lieben Gruß
      Wolfgang


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