Da bin ich wieder. Und heute teste ich für euch den brandneuen HIFIMAN SUSVARA UNVEILED in der direkten Gegenüberstellung zu seinem berühmten Vorgänger. Was keine leichte Aufgabe werden dürfte, umweht den originären HIFIMAN SUSVARA seit seinem Erscheinungsdatum im Jahre 2017 doch inzwischen den Hauch einer Legende im Kopfhörerbereich. Nichtsdestotrotz dreht sich das Rad der Zeit unaufhörlich weiter und veranlasste somit auch Mastermind Dr. Fang Bian zu einer Neuinterpretation seines weltweit geschätzten Ohrlautsprechers.
Eine erste technische Einführung zum aktuellen SUSVARA UNVEILED findet ihr im Übrigen auf Musicalhead unter: Vorstellung Hifiman Susvara Unveiled. Im heutigen Hörtest des orthodynamischen Kopfhörers vergleiche ich den Newcomer aber nicht nur mit dem HIFIMAN Altmeister, sondern konfrontiere die neueste Version des chinesischen Entwicklerteams ebenso mit meinem derzeitigen TOP10-Regenten im klanglichen Olymp auf Musicalhead – dem neuen RAAL 1995 IMMANIS.
Vorbereitung
Natürlich erhält das Trio nahezu perfekten technischen Support – denn als adäquater Spielpartner treibt nicht nur meine bewährte Transistorreferenz ZÄHL HM1 REFERENCE die zuvor genannten TOTL-Ohrlautsprecher zu klanglichen Höchstleistungen, sondern desgleichen auch ein FELIKS AUDIO ENVY mit kongenialem ELROG 300B-Röhrensatz. Die audiophile Wandlung der digitalen Datenflut in musikalische Feinkost übernimmt dabei der brandneue WANDLA GoldenSound Edition der polnischen Manufaktur FERRUM AUDIO (Testbericht folgt).
Als primäres Quellgerät kommt außerdem ein AURALIC ARIES G1 zu akustischem Einsatz, welcher die digital gespeicherten Datenmengen aus einer implementierten SSD-Festplatte bezieht und selbige über ein TELLURIUM Q Ultra-Silver USB-Kabel an den dedizierten DAC weiterreicht. Verbindung zu den einzelnen Kopfhörerverstärkern wird über ein DOLPHIN BLACK GOLD RCA-Kabel realisiert – die entsprechende Stromversorgung der Komponenten gewährleisten dabei großzügig dimensionierte Strippen des Typs ALPHA-HC der renommierten Marke SHUNYATA.
Das musikalische Testprogramm setzt sich wie üblich zusammen aus den mir bestens bekannten Hörbeispielen der Musikrichtungen Klassik, Rock, Jazz, Blues und Pop – vorwiegend in High-Res Auflösung. Und selbstverständlich erhalten auch HIFIMAN SUSVARA und HIFIMAN SUSVARA UNVEILED vor ihrer akustischen Bewährungsprobe zunächst eine obligatorische Einspielzeit von ca. 150 Stunden in meiner allzeit bewährten – und zwischenzeitlich schalldichten – Abstellkammer. Meine Frau lässt grüßen.
Denn die deutsche HIFIMAN-Distribution in Gestalt von Jan Sieveking hatte mir bereits im Vorfeld neben dem lang erwarteten Nachfolger ebenso die aktuelle Originalversion des SUSVARA als Neuware zur Verfügung gestellt, um klangliche Einflüsse aufgrund einer unterschiedlichen Nutzungsdauer bei der abschließenden Beurteilung weitestgehend auszuschließen. Und natürlich möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Christian Zenker für die blitzschnelle und wie immer völlig unbürokratische Bereitstellung der beiden Ohrlautsprecher bedanken.
Bevor es nun aber losgeht, vielleicht noch ein paar Worte zur Handhabung der neuen Abdeckplatten des SUSVARA UNVEILED, welche im Ruhezustand die empfindlichen Membranen schützen sollen. Ich empfehle im Vorfeld jedem Gralsritter des grobmotorischen Auftritts, die „Magnetic Veils“ vorzugsweise auf einem stabilen Kopfhörerständer an die Treibergehäuse des Ohrlautsprechers zu montieren – beziehungsweise von selbigen zu entfernen – um Schäden durch unsachgemäße Bedienung möglichst zu vermeiden.
Denn die runden Platten werden auf den Treibergehäusen zwar in einer fest definierten Stellung magnetisch fixiert, die entsprechenden Haltekräfte sind jedoch relativ gering, so dass die Veils bei gedankenloser Kontaktaufnahme mitunter abzufallen drohen. Außerdem ist es grundsätzlich sowieso von Vorteil, die Abdeckplatten bei der Installation jederzeit im direkten Sichtfeld zu behalten. Denn schließlich handelt es sich beim neuen HIFIMAN um ein veritables Kleinod, welches in Deutschland monetär mit 8.800,- Euronen zu Buche schlägt – und diesen Preis muss auch der engagierteste Gralsritter der feinen Töne erst einmal langsam sacken lassen.
Und natürlich gilt es im nachfolgenden Hörtest gewissenhaft zu eruieren, ob die unglaubliche Preissteigerung in Höhe von 2.200 Euro im Vergleich zur originären Version des SUSVARA seine klangliche Berechtigung findet. Schließlich wird ein HIFIMAN HE1000 SE im deutschen Handel bereits zu Kursen ab 1.899,- Euro offeriert – und dies bei einigen baugleichen Elementen, wie beispielsweise der Bügelkonstruktion, dem Kopfband, den Treibergabeln und nicht zuletzt dem orthodynamischen Arbeitsprinzip – selbstverständlich mit allerfeinstem Membranmaterial im Nanometerbereich.
Aber schon Aristoteles bemerkte in Sachen Emergenz, dass „das Ganze eben mehr ist als die Summe seiner Teile“ – also beginnen wir diese Rezension doch ganz einfach mit dem Corpus Delicti und versuchen zu ergründen, was den neuen SUSVARA UNVEILED von seinem legendären Vorgänger unterscheidet.
Klangtest
Um mir gleich einen ersten Höreindruck vom neuen HIFIMAN SUSVARA UNVEILED zu verschaffen, kombiniere ich den magnetostatischen Kopfhörer zunächst mit dem ZÄHL HM1 REFERENCE, welcher im Test auf Musicalhead geradezu wie der sprichwörtliche Draht agierte. Als schlüssige Verbindung zum neuen TOTL-Ohrlautsprecher verwende ich außerdem das originale Kopfhörerkabel von HIFIMAN aus einer neuen Silber-Kupfer-Legierung mit 4-poligem-XLR Anschlussstecker. (Ein unsymmetrisches Kabel mit der obligatorischen 6.3 mm Klinke liegt dem Ausstattungspaket ebenfalls bei).
Derart gut gerüstet starte ich in meinen Hörtest, wobei sich der neue SUSVARA UNVEILED sogleich als typischer Vertreter der Marke HIFIMAN zu erkennen gibt. Insbesondere die Art und Weise, wie auch die aktuelle Version des TOTL-Ohrlautsprechers musikalische Ereignisse intoniert und mit authentisch wirkenden Klangfarben versieht, erinnert dabei zugleich an den ursprünglichen Protagonisten – obschon dieser im direkten Vergleich zum Newcomer im Verlaufe dieser Rezension die etwas unterschiedliche Zielsetzung der einstmaligen Entwickler offenbaren wird.
Denn während der Altmeister neben seiner bekanntermaßen großartigen Detailarbeit allzeit sehr plastisch und dazu mit einer gewissen Nonchalance in den Mitten agiert, macht der SUSVARA UNVEILED seinem Namen zweifelsfrei alle Ehre und spielt mit einer beeindruckenden Transparenz und Luftigkeit auf – allerdings mit marginaler Gewichtung des Präsenzbereiches. Dies rückt aber nicht nur Stimmen und Instrumente stärker in den Fokus des erstaunten Gralsritters, sondern hebt gleichsam auch feinste Schattierungen in der Musik entschiedener über die Wahrnehmungsschwelle.
So entsteht unweigerlich der Eindruck eines höheren Auflösungsvermögens, da das menschliche Ohr in diesem Frequenzbereich besonders sensibel reagiert. Wechselt man wieder zurück auf die ursprüngliche Version, sind diese mikroskopisch kleinen Details dagegen nur bei erhöhter Konzentration auszumachen. Denn aufgrund des leicht erdigen Grundtons und eines akustischen Gesamtauftritts mit spübar mehr Corpus, verschiebt sich das Ohrenmerk des Zuhörers beim langjährigen Spitzenmodell von HIFIMAN nicht selten in die etwas tieferen Lagen des Mitteltonbereiches.
Die Abstimmung im Bassbereich forciert diesen klanglichen Eindruck. Und während der SUSVARA UNVEILED aufgrund seiner gesteigerten Effizienz (+ 3 dB) eine Spur druckvoller und auch geringfügig konturierter aufspielt als der Altmeister und dabei gefühlt die mittleren Bassfrequenzen favorisiert, legt der Letztgenannte insbesondere im Tiefbasskeller bei Bedarf einen zweckdienlichen Teppich über die jeweiligen akustischen Ereignisse, wenngleich der erstgeborene HIFIMAN hierzu deutlich mehr Leistung einfordert als der diesbezüglich optimierte Herausforderer.
Dennoch korreliert diese Konvergenz in Bass, Grundton und Mitten beim originären SUSVARA ganz hervorragend mit der ursprünglichen Zielsetzung von Dr. Fang Bian – einen erstklassigen Kopfhörer für die entspannten Hörabende des Lebens zu schaffen, zumal sich auch der geschmeidige und dennoch nuanciert aufgelöste Hochtonbereich völlig nahtlos in dieses klangliche Arrangement integriert. Der HIFIMAN fügt die enorme Qualität in den einzelnen Frequenzbereichen harmonisch und gleichwohl unspektakulär zu einem Gesamtkunstwerk zusammen und überzeugt durch eine traumhafte Musikalität.
Neue klangliche Zielsetzung
Der neue SUSVARA UNVEILED folgt mutmaßlich einem etwas anderen Plan. Etwas heller, aber auch geringfügig neutraler abgestimmt als die Ursprungsversion, zeigt der engagierte Nachfolger fortan leicht analytische Tendenzen und wagt sich infolgedessen auf neues musikalisches Terrain vor. Der akustische Auftritt des mutmaßlichen Thronfolgers erinnert dabei an das filigrane Spiel der allerbesten elektrostatischen Kopfhörer – beispielsweise an den STAX SRX-9000 – welchen der orthodynamische Ohrlautsprecher insbesondere im Bassbereich allerdings klar übertrifft.
Der unlängst höhere Wirkungsgrad verleiht dem SUSVARA UNVEILED überdies neue dynamische Fähigkeiten, welche nunmehr bereits an leistungsschwächeren Sparringspartnern zum Tragen kommen. Allerdings sollte der euphorische Gralsritter der tragbaren Gerätschaft jetzt unter keinen Umständen die falschen Schlüsse ziehen – denn auch ein mobiles Schwergewicht wie beispielsweise der ASTELL&KERN KANN ULTRA ist keineswegs befähigt, die neue akustische Qualität des HIFIMAN exhaustiv zu nutzen, wovon ich mich in einem kurzen Quercheck im Hörtest überzeugen konnte.
Während der originäre SUSVARA jedoch auf ausgewiesene Spitzenathleten unter den stationären Komponenten angewiesen ist, um vollumfänglich zu glänzen, weiß der SUSVARA UNVEILED bereits bei austrainierten Midsize-Sportlern zu begeistern und die musikalische Feinkost in authentischen Wohlklang umzusetzen. Dabei verzeichnet der Newcomer selbst bei identischen Voraussetzungen hinsichtlich der Verstärkerleistung nicht nur eine höhere makrodynamische Ausbeute, sondern auch eindeutige Vorteile in Sachen Mikrodynamik – selbst winzigste Lautstärkeunterschiede werden äußerst akkurat kommuniziert.
Aufgrund der hervorragenden Durchhörbarkeit im klangrelevanten Mitteltonbereich beeindruckt der HIFIMAN SUSVARA UNVEILED gleichsam mit der exzessiveren räumlichen Darstellung. Und während der Altmeister die Tiefe des Raums in ebenso ausgezeichneter Manier ausleuchtet wie der jüngere Herausforderer, punktet die neue Version darüber hinaus mit einer weitläufigeren Bühnenabbildung und den glaubhafteren Nachhallfahnen, was unter anderem dem fantastischen Auflösungsvermögen im Hochtonbereich geschuldet ist.
Dennoch wahrt der Newcomer auch in tonaler Hinsicht jederzeit die Contenance und überzeugt überdies durch sein ausgewogenes und zugleich feingeistiges Spiel – wenngleich es dem neuen orthodynamischen Ohrlautsprecher in der unmittelbaren Gegenüberstellung mit dem älteren Bruder am ZÄHL HM1 REFERENCE mitunter etwas an organischer Substanz mangelt. Oder um eine bekannte Schweizer Redewendung zu bemühen – der originäre SUSVARA besitzt speziell an Transistor-bewehrten Spielpartnern einfach mehr Fleisch am Knochen.
Zeit für ein Resümee zur Halbzeit. Obschon es sich beim SUSVARA UNVEILED meines Erachtens zweifellos um den technisch besseren Kopfhörer handelt, kann er mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig überzeugen. Keine Frage – der neue HIFIMAN begeistert mit der druckvolleren und stringenteren Basswiedergabe bei nahezu identischem Tiefgang, schält musikalische Highlights noch akribischer aus jedwedem klanglichen Geflecht und trumpft dazu mit erstklassigen räumlichen Wiedergabeeigenschaften auf.
Die luftige und transparente Präsentation des Newcomers geht außerdem einher mit einer eindrucksvollen Steigerung der dynamischen Qualität – im Grunde genommen gibt es also nichts zu bekritteln. Aber dennoch – das emotional mitreißende und euphonisch involvierende Spiel der originären Version erreicht der SUSVARA UNVEILED aus meiner Sicht zu keiner Zeit. Und infolgedessen fällt mein erster klanglicher Eindruck am ZÄHL HM1 REFERENCE auch leicht durchwachsen aus.
Denn der orthodynamische Kopfhörer beweist am deutschen Referenzverstärker zweifelsohne seine große akustische Klasse in diesem elitären Preissegment – allerdings ohne mich zu euphorischen Begeisterungsstürmen hinzureissen. Aber möglicherweise gibt sich das neue Meisterwerk von Dr. Fang Bian ja ebenso wählerisch in Bezug auf den jeweiligen Spielpartner wie das divenhafte Vorgängermodell? Ich gönne mir jedenfalls erst einmal eine große Tasse Kaffee, bevor ich zur erlesenen Röhrenfraktion wechsle.
Hifiman Susvara Unveiled & Feliks Audio Envy
Mit dem großartigen ELROG 300B-Röhrensatz spielt der FELIKS AUDIO ENVY auf absolut überragendem Niveau, wenngleich den Power-Tubes des deutschen Herstellers etwas der wärmende Wohlklang eines Western Electric Pärchens abgeht. Aber dennoch bevorzuge ich primär die handgefertigten und paarweise selektierten Röhren von Thomas Mayer, welche neben einer phantastischen Detailtreue über exorbitante Kraftreserven verfügen und nahezu jeden Kopfhörer auf diesem Planeten zu klanglichen Höchstleistungen befähigen.
Derart bewehrt nimmt der ENVY seine akustische Aufgabenstellung auch sehr gelassen wahr und stürzt sich gleich ins musikalische Abenteuer mit der Originalversion. Welche wiederum wie geschaffen scheint, speziell mit der Röhrenspezies bestens zu harmonieren. Im Zusammenwirken mit dem polnischen Kraftpaket strafft der HIFIMAN SUSVARA gefühlt nochmals die Zügel im Bassbereich, öffnet die Räume im Mittelton und überzeugt dazu mit einem formidablen Auflösungsvermögen. Meine Begeisterung ob dieser grandiosen Vorstellung des angehenden Klassikers kennt kaum noch Grenzen – welch konsonant aufspielende Kombination.
Demzufolge kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese kongeniale Verbindung fürwahr noch getoppt werden kann. Aber bereits in den ersten Hörminuten am SUSVARA UNVEILED im Zusammenspiel mit dem FELIKS AUDIO ENVY schickt sich der Herausforderer an, mich unweigerlich vom Gegenteil zu überzeugen. Denn ohne die oben beschriebenen klanglichen Vorteile aufzuweichen, versieht der neue HIFIMAN die akustischen Pretiosen fortan mit mehr musikalischem Schmelz – auch infolge eines nunmehr prononcierteren Corpus.
Und obgleich der jüngere Herausforderer die wunderbare Klangfarbenpracht des originären Ohrlautsprechers weiterhin nicht zur Gänze erzielen kann, spielt der HIFIMAN SUSVARA UNVEILED dennoch in überragender Manier auf, übertrifft den älteren Bruder ohne jeden Zweifel in der Summe seiner akustischen Eigenschaften und löst den langjährigen Altmeister infolgedessen künftig in meinen TOP10 auf Musicalhead ab.
Allerdings könnte die Neuinterpretation von Dr. Fang Bian die erlauchte Runde der Gralsritter aufgrund der unterschiedlichen Tonalität durchaus spalten. Denn wer die etwas weicheren Transienten der Originalversion bereits fest in sein musikalisches Herz geschlossen hat, wird der neu gewonnenen Analytik des aktuellen HIFIMAN mutmaßlich nicht viel abgewinnen können, zumal der Newcomer mit seinem exorbitanten Preisschild zusätzlich abschreckt.
Wer jedoch erstmalig einen TOTL-Kopfhörer mit dem magnetostatischen Arbeitsprinzip für sein ganz persönliche Endspiel sucht, findet im HIFIMAN SUSVARA UNVEILED gegebenenfalls das noch fehlende Element am Ende einer langen Gralsreise.
Kampf um den Thron
Aber natürlich steht abschließend noch die Kardinalfrage im Raum – kann der HIFIMAN SUSVARA UNVEILED dem RAAL 1995 IMMANIS den Thron im Olymp auf Musicalhead tatsächlich streitig machen? Nun, um jetzt direkt mit der Tür ins Haus zu fallen – kann er nicht, weil es dem orthodynamischen Ohrlautsprecher dazu einfach an den notwendigen technischen Voraussetzungen mangelt. Stichwort: Transientenwiedergabe – denn insbesondere die Transienten spielen für das Gehör eine entscheidende Rolle.
Ohne den charakteristischen Einschwingvorgang könnte beispielsweise eine Geige kaum von einem Cello unterschieden werden. Außerdem kalkuliert das Gehirn mittels der Einschwingvorgänge die entsprechenden Tonhöhen – beispielsweise zur exakten Bestimmung der Tonhöhe von einzelnen Bassimpulsen. Mittels der Transienten erkennt unser Gehirn überdies auch zeitliche Abweichungen, aufgrund dessen klangliche Ereignisse im räumlichen Kontext eindeutig lokalisiert werden können – mit einer unglaublichen Genauigkeit von 2 Grad.
Dabei arbeiten Gehör und Gehirn im perfekten Einklang mit einer Auflösung von nur 4 Mikrosekunden zusammen. Infolgedessen werden selbst kleinste Fehler eines Ohrlautsprechers hinsichtlich des Timings bei der Rekonstruktion der Transienten relativ deutlich wahrgenommen – insbesondere in Bezug auf eine authentische Wiedergabe der lieb gewonnenen musikalischen Pretiosen. Und genau hier liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer begraben. Bedingt durch die praktisch massefreie Beschleunigung der blitzschnellen Bändchentreiber des RAAL 1995 fehlt es dem HIFIMAN schlicht und ergreifend an Geschwindigkeit.
Der serbische Kopfhörer verfügt aus meiner Sicht dementsprechend über die glaubhafteren, weil absolut zeitgenauen Transienten. Um dies mit einem einfachen Beispiel zu verdeutlichen: bei einem direkten Wechsel vom IMMANIS auf den SUSVARA UNVEILED spielen die beteiligten Protagonisten bei identischer Musikauswahl in Sachen Tempo gefühlt stets eine Spur beschaulicher auf. Und dieser erstaunliche Effekt ist zudem jederzeit reproduzierbar – das menschliche Ohr ist offensichtlich eben immer noch das beste Messinstrument.
Des Weiteren punktet der IMMANIS durch die spektakuläre räumliche Inszenierung bei absolut punktstabiler Abbildung – mit einer gleichsam superben Separation aller klanglichen Geschehnisse. Und obgleich der neue SUSVARA UNVEILED in dieser akustischen Disziplin ohrenscheinliche Vorteile gegenüber dem ursprünglichen HIFIMAN Kopfhörer verzeichnen kann, muss sich der Herausforderer dem RAAL 1995 dennoch klar geschlagen geben – denn das serbische Ausnahmetalent zeichnet die Räume nahezu auf Augenhöhe mit guten Nahfeldmonitoren.
Mein Fazit
Der neue HIFIMAN SUSVARA UNVEILED macht seinem weltbekanntem Vorgänger alle Ehre und treibt das magnetostatische Arbeitsprinzip sicherlich auf die Spitze des derzeit Machbaren. Im direkten Vergleich zum älteren Bruder spielt der Newcomer dazu etwas heller und zugleich neutraler auf, überzeugt mit einem druckvollen und konturierten Bass, begeistert über seine ausgezeichnete Transparenz und Luftigkeit im Mitteltonbereich und glänzt mit seidigen und dennoch fein aufgelösten Höhen.
Die verringerte Plastizität in den Mitten ist aus meiner Sicht leicht zu verschmerzen, wenn ein adäquater Spielpartner gewählt wird – vorzugsweise musikalische Großkaliber aus der Röhrenfraktion. Dennoch besteht für Besitzer des originären SUSVARA meiner Meinung nach kein zwangsläufiger Handlungsbedarf, auf die UNVEILED Variante zu wechseln, zumal der zusätzliche monetäre Aufwand auch nicht unbedingt im idealen Verhältnis zum tatsächlichen Nutzwert steht – aber selbstverständlich obliegt diese Entscheidung einem jeden Gralsritter selbst.
Und wenngleich der HIFIMAN SUSVARA UNVEILED den legendären Altmeister in der Summe seiner klanglichen Eigenschaften am langen Ende knapp distanzieren kann und diesen in meinen TOP10 auf Musicalhead künftig ablösen wird, findet der neue Herausforderer im RAAL 1995 IMMANIS dennoch seinen Meister. Denn das überlegene Arbeitsprinzip des Bändchen-bewehrten Ohrlautsprechers von Aleksandar Radisavlievic ist aus meiner Sicht gegenwärtig nicht zu übertreffen.
Wer allerdings den aktuell wohl besten orthodynamischen Flächenstrahler der Welt präferiert, sollte den neuen HIFIMAN bei der Gralssuche meines Erachtens unbedingt mit berücksichtigen. Denn mit dem SUSVARA UNVEILED hat Dr. Fang Bian zweifelsohne ein weiteres Meisterwerk im Kopfhörersegment geschaffen und erhält infolgedessen auch meine ausdrückliche Empfehlung.
Euer Fidelio
Hallo Wolfgang,
ein paar Gedanken zum neuen HM Susvara Unveiled: Der originale Susvara ist ja schon eher fragil, aber die offenen Membranen am neuen Modell finde ich doch mehr als fragwürdig. Zum einen ist in einem unbedachten Moment schnell mal ein €8.800 Kopfhörer hin. Das kannst du jetzt wohl eher nicht beurteilen, aber wie steht es denn mit Hörern mit längerem Haupthaar? Der Unveiled ist magnetisch, und wenn da Haare in die Membran gesaugt werden ist der schnell mal gegrillt.
Ich habe hier inzwischen meinen Susvara dauerhaft durch einen Camerton ersetzt, der in der aktuellen Abstimmung mehr Punch hat als der Abyss Diana Phi und musikalischer spielt als der Susvara, quasi das Beste aus beiden Welten, nur besser. Und er wird vom (ukrainischen) Entwickler KOMPLETT, mit allen Bauteilen, Kabeln und Steckern, und der sehr schicken Transporttasche in Berlin gebaut und ist kein chinesisches Massenprodukt. Das ist natürlich Geschmackssache, aber wenn ich die Wahl habe zwischen einem hochtalentierten Entwickler der alles selbst macht und chinesischer Massenware weiss ich wohin mein Geld geht. Den Susvara finde ich gemessen an der Bauqualität weiterhin absurd überteuert. Der Camerton kostet €5490, sieht auf den Fotos aus wie ein €100 Modell, aber der Eindruck hat sich erledigt sobald man ihn in der Hand hat und nochmal wenn man ihn gehört hat. Oleh Lizohub ist zudem einer der nettesten und bescheidensten Menschen die ich in 40 Jahren in Hifi-Welt kennengelernt habe, aber er hat auch das notwendige Selbstbewusstsein, Zitat: ‚Ich hätte meinen Kopfhörer so abstimmen können dass er genau so klingt wie der Susvara. Ich wollte aber dass er besser klingt.‘
Ich habe hier inzwischen mit mehreren Besuchern einen A/B Vergleich gemacht, und der Camerton hat jedesmal klar gewonnen.
Um Irrtümer zu vermeiden: Dies ist eine Fanmail, ich bin mit Camerton in keinster Weise verflochten.
Viele Grüsse.
Helmut