Raal Requisite HSA1b

Test RAAL REQUISITE HSA1b

Vor nunmehr fast zwei Jahren brachte die serbisch/amerikanische Manufaktur RAAL REQUISITE ihren ersten Ohrlautsprecher auf den Markt. Im Oktober 2019 folgte dann die erste Rezension des SR1a in Deutschland auf meinem Blog (hier geht’s zum Testbericht), wobei der serbische Flächenstrahler damals zwischenzeitlich sogar den musikalischen Thron in meinen TOP10 auf Musicalhead bestieg. 

Welchen die orthdynamische Konkurrenz aufgrund signifikanter Leistungsvorteile beim Betrieb über die Lautsprecherausgänge des RIVIERA AIC10 allerdings umgehend wieder zurück erobern konnte. Denn obgleich dem Team rund um Danny McKinney und Aleksandar Radisavljevic mit ihrem neuen Earfield™ Kopfhörermonitor in „True Ribbon™“ Technologie klangtechnisch ein wahres Meisterstück gelungen ist, gestaltet sich die Wahl eines geeigneten Spielpartners mit adäquaten dynamischen Reserven mitunter als etwas problematisch.

Infolge einer unglaublich niedrigen Impedanz der im Vollbereich operierenden Aluminium-Bändchentreiber des SR1a von lediglich 0,2 Ohm benötigt der serbische Flächenstrahler nämlich nicht nur zwingend ein schützendes Interface in Form einer recht schmucklosen schwarzen Box, welches die ohmsche Last über ein intelligent geschaltetes Widerstandsnetzwerk auf spielfreundliche 5,6 Ohm anhebt, sondern gleichermaßen einen ausgewachsenen Vollverstärker mit einer stabilen Leistung von mindestens 100 Watt pro Kanal an 4 Ohm, soll der Kopfhörer bei verschärften Abhörlautstärken tatsächlich verzerrungsfrei betrieben werden.

Da es für den Spitzenpegel des SR1a (111 dB) aber tatsächlich nur 500 mW pro Kanal bedarf, verpuffen nahezu 99% der Verstärkerleistung in den unergründlichen Tiefen des mattschwarzen Kästchens. Aus diesem Grunde war den RAAL-Entwicklern bereits bei Präsentation des Flächenstrahlers klar, dass die einzigartige Ribbon-Technologie einen völlig neuen Verstärkertyp erfordern würde, um den innovativen Ohrlautsprecher direkt anzutreiben. 

Dieser Kopfhörerverstärker müßte problemlos in der Lage sein, eine Lastimpedanz nahe am elektrischen Kurzschluss zu meistern, ohne dabei die feindynamischen Qualitäten des SR1a zu opfern und dessen phänomenale Detailarbeit zu vernachlässigen. 

Raal Requisite HSA1a

Fast zeitgleich mit der Präsentation des neuen Ohrlautsprechers erhielt Dragan Domanovic, Mitarbeiter von RAAL REQUISITE und Gründer sowie leitender Ingenieur der serbischen Firma SAEQ den Auftrag, einen synergetischen Spielpartner für den SR1a zu konstruieren, welcher alle signifikanten Stärken des Kopfhörers mühelos offenlegen- und dessen systemimmanente Schwächen möglichst vollständig kompensieren sollte. Insbesondere eine kompromisslose Wiedergabetreue stand im besonderen Fokus der Entwicklung.

Da der SR1a allerdings wie die berühmte akustische Lupe agiert und somit Fehler im vorgeschalteten Frontend mit einer fast schon gnadenlosen Härte aufgedeckt werden, wurden im Laufe der mehrjährigen Entwicklung sage und schreibe 9 Prototypen des neuen HSA1 Direktantriebsverstärkers „verschlissen“, bevor sich das Team von RAAL in den regelmäßig anberaumten Hörsitzungen mit dem musikalischen Endergebnis zufrieden zeigte.   

In der ersten serienreifen Version konnte der HSA1a gleich zwei Ribbon-Ohrlautsprecher nicht nur laststabil über 2 Ausgänge parallel bespielen, sondern beeindruckte aufgrund eines intelligenten Schaltungslayouts mittels bipolarer Transistoren (BJT) für lineare Stromverstärkung auch mit enorm niedrigen Verzerrungswerten und einer fantastischen Klangqualität. 

Alle verwendeten Bauteile, wie Halbleiter und Kondensatoren, wurden in schier endlosen Stunden des Hörens und Messens dabei nach rein audiophilen Gesichtspunkten selektiert – und offenbar auch ohne Rücksichtnahme auf die Kosten. 

Denn zu diesem Zeitpunkt hatte sich höchstwahrscheinlich noch niemand im Team ernsthaft Gedanken in Bezug auf die spätere preisliche Gestaltung des neuen Stromverstärkers gemacht. Wohl ebensowenig wie um den praktischen Nutzen, zwei identische SR1a Kopfhörer gleichzeitig betreiben zu können. 

Schlussendlich wurde das Einsatzspektrum des HSA1a nach sorgfältiger Prüfung der tatsächlichen Marktakzeptanz erweitert und die deutlich praxisgerechtere Möglichkeit geschaffen, auch markenfremde, dynamische Kopfhörer mit der nunmehr HSA1b getauften Version zu bespielen.

Der HSA1b

Und damit wären wir auch schon bei meinem heutigen Testkandidaten – dem neuen HSA1b von RAAL REQUISITE, für dessen kurzfristige Bereitstellung ich mich übrigens noch einmal ganz herzlich bei Stefan Gürtler von Headphone Auditions Amsterdam bedanken möchte. 

Denn mit dem neuen HSA1 in der B-Version wird dem Gralsritter der feinen Töne aus meiner Sicht ein wahrlich exquisiter Kopfhörerverstärker offeriert, welcher auf dem internationalen Markt zudem absolut einzigartig ist. 

Über eine spezifische Kompensationskurve, welche den Frequenzgang des SR1a linearisiert und über einen Kippschalter auf der Frontplatte des Verstärkers aktiviert wird, verhilft der HSA1b dem hauseigenen Flächenstrahler zu einer perfekten tonalen Balance mit gleichzeitig exorbitanten Dynamikreserven. 

Aufgrund der enormen Stromlieferfähigkeit ist er nach Aussage von RAAL aber ebenso in der Lage, jeden beliebigen (ortho-) dynamischen Ohrlautsprecher auf diesem Planeten zu bespielen – unabhängig von der jeweiligen Lastimpedanz. Und selbst an zickigen Kopfhörer-Diven soll sich der Amp leistungstechnisch völlig unbeeindruckt zeigen. Was natürlich noch zu beweisen wäre.

Die konstruktive Auslegung als Vollverstärker spielt dem HSA1b dabei natürlich voll in die Karten. Während der RAAL REQUISITE an 8 Ohm relativ bescheidene 2 x 10 Watt an seinen rückwärtigen Lautsprecherausgängen bereitstellt, erhöht sich die Sinusleistung bei einer Lastimpedanz von 1 Ohm bereits auf erstaunliche 55 Watt pro Kanal. 

Sehr unempfindliche Magnetostaten wie der HIFIMAN SUSVARA könnten somit theoretisch auch über die rückseitigen LS-Ausgänge des HSA1b mittels eines entsprechenden Kabeladapters angesteuert werden. Wobei dieser Betrieb natürlich immer mit gewissen Risiken verbunden ist.

Funktionalität 2.0

Auf der Frontseite stehen zudem 3 verschiedene Kopfhörerausgänge zur freien Verfügung. Während effizient operierende Ohrlautsprecher über eine 4-polige XLR-Buchse und die obligatorische 6.3 mm Klinke mit einer Ausgangsleistung von 2 x 250 mW an 32 Ohm angesteuert werden können, ist ein weiterer XLR-Anschluss als Steckerversion ausgeführt, um verwechslungsicher Verbindung zum SR1a aufzunehmen. 

Über einen mitgelieferten Adapter können aber wahlweise auch dynamische Kopfhörer über diesen speziellen Anschluss schlüssigen Kontakt zum HSA1b aufnehmen – insbesondere wirkungsgradschwache Probanden bedanken sich für die erhebliche Mehrleistung von 2 x 1.900 mW an 32 Ohm.

Obgleich der RAAL REQUISITE in erster Linie als kongenialer Spielpartner für den hauseigenen SR1a entwickelt wurde, weist die aktuelle Version somit eine erfreulich hohe Funktionalität auf und prädestiniert den serbischen Stromverstärker als regelrechte Allzweckwaffe für den stationären Einsatz. 

Darüber hinaus beeindruckt der HSA1b aber auch mit exquisiten technischen Lösungen, beispielsweise hinsichtlich der Lautstärkeregelung, deren perfekter Kanalgleichlauf über gestufte Dämpfungsglieder in einem diskreten 24-stufigen Widerstandsnetzwerk gewährleistet wird.

Und wie schon beim SR1a folgt die Designsprache des HSA1b dabei eher einem technischen Ansatz und erinnert im besten Sinne an professionelle Studiogeräte. Die Verarbeitungsqualität des mattschwarzen Verstärkers mit zum Teil gebürsteten Aluminiumflächen ist zweifelsohne hervorragend und auch die Materialauswahl ist dieser Preisklasse absolut angemessen. Ein Eigengewicht von immerhin 6 kg zeugt überdies vom Bestreben des Herstellers, auch beim Innenleben des HSA1b materialtechnisch keineswegs gegeizt zu haben.

Vorbereitung

Um nunmehr die akustischen Qualitäten des neuen RAAL REQUISITE HSA1b möglichst vollumfänglich auszuloten, verbinde ich den Kopfhörerverstärker für meinen nachfolgenden Klangtest nicht nur mit seinem hauseigenen Pendant SR1a, sondern folgerichtig auch mit dem bereits oben beschriebenen HIFIMAN SUSVARA. Ein MEZE EMPYREAN erhält als wirkungsgradstarker Vertreter der Kopfhörerzunft darüber hinaus ebenfalls einige Spielzeit am HSA1b.

Als Signalquelle dient mir mein mit Audirvana+ Software optimierter APPLE iMAC, welcher einen MYTEK BROOKLYN DAC+ über ein CHORD EPIC-USB-Kabel mit digitalen Daten beschickt. Die Stromversorgung des MYTEK übernimmt dabei ein separates S-BOOSTER BOTW MK2 Netzteil. 

Ein Kabelsatz des Typs INAKUSTIK NF-204 Micro AIR verbindet den BROOKLYN DAC+ ferner mit den symmetrischen XLR-Eingängen des RAAL-Verstärkers, ein INAKUSTIK AC-1204 AIR sorgt über einen ISOL 8 MINISUB AXIS Netzfilter für sauberen Strom. Die unsymmetrische Kontaktaufnahme über vergoldete RCA-Buchsen wäre im Übrigen aber ebenso möglich.

Um die musikalische Übertragung zum SR1a weiter zu optimieren, wurde mir von Danny McKinney außerdem das brandneue RIBBON SR728 Silberkabel direkt aus den USA zur Verfügung gestellt. Mittels einer spezifischen Leitergeometrie, der Verwendung von Kapton als Dielektrikum und einem komplexen Einbrennprozess waren die Kabeldesigner von RAAL nach eigener Aussage in der Lage, eine mustergültige klangtechnische Systembalance zu erzielen. Was ebenfalls noch zu verifizieren wäre. 

Mein musikalisches Testmaterial setzt sich wie üblich zusammen aus den mir zwischenzeitlich wohl bekannten Hörbeispielen aus Klassik, Jazz, Blues, Rock und Pop, vorwiegend in HIGH-RES Auflösung. Informationen zum neuen RAAL REQUISITE HSA1b erhaltet ihr im Übrigen auf der Homepage des Herstellers unter: Raalrequisite.com oder auch bei Headphone Auditions Amsterdam unter: Headphoneauditions.nl 

Klangtest

Warum denn nicht gleich so? Diese Gedanken schießen mir unweigerlich durch den Kopf, als ich den SR1a erstmalig mit dem HSA1b verbinde und im direkten Anschluss dem grandiosen synergistischen Zusammenwirken dieser beiden Ausnahmekomponenten lausche. 

RAAL REQUISITE hat sich mit der Präsentation ihres einzigartigen Flächenstrahlers ohne den entsprechenden Spielpartner vor 2 Jahren vielleicht sogar einen Bärendienst erwiesen. Denn erst der neue und kongeniale HSA1b setzt dem SR1a nunmehr die musikalische Krone auf und katapultiert den Ohrlautsprecher aus meiner persönlichen Sicht in völlig neue klangliche Sphären.

Die einzigartige Art und Weise, wie der serbische Kopfhörerverstärker den oft als problematisch bezeichneten Bass des SR1a mit einer vorbildlichen Präzision versieht und selbst bis in tiefste Register hinunter mühelos kontrolliert, alle musikalischen Ereignisse in überragender Manier separiert und zugleich mit ultimativer Ortungsschärfe im räumlichen Kontext fokussiert, besitzt zweifelsohne Weltklasseformat. 

Und ohne Frage könnte diese großartige Kombination wieder einen signifikanten Einfluss auf die Platzierung meiner TOP10 auf Musicalhead nehmen. Da bin ich mir nach wenigen Hörminuten bereits ziemlich sicher.

Obwohl der SR1a auch in Verbindung mit dem HSA1b aufgrund des fehlenden Druckkammereffektes nicht vollständig in der Lage ist, tiefste Frequenzlagen < 30 Hz mit der Souveränität eines HIFIMAN SUSVARA wiederzugeben, laufen die serbischen Bändchen am hauseigenen Spielpartner dennoch zur absoluten Höchstform auf und übertreffen die basstechnischen Möglichkeiten eines SENNHEISER HD800S beispielsweise bei Weitem. 

Blitzschnelle Transienten

Insbesondere die überragende Impulsantwort des SR1a ist im Kopfhörersegment bislang unerreicht. Weder die Vertreter der (ortho-) dynamischen, noch der elektrostatischen Fraktion sind meines Erachtens in der Lage, die sensationelle Geschwindigkeit des RAAL REQUISITE, speziell im Bassbereich, mitzugehen.

Der HSA1b liefert dazu blitzschnell den gewünschten Strom, ohne selbigen über diverse Schutzschaltungen zu limitieren, was sich insbesondere in Bezug auf die vorzüglichen feindynamischen Qualitäten des serbischen Ohrlautsprechers bemerkbar macht. Jedwede musikalische Schattierung wird akribisch und mit irrwitzigem Tempo reproduziert und ist an Authentizität aus meiner Sicht kaum noch zu übertreffen. 

Dies gilt in selbem Maße für die phänomenale Darstellung von Mikrodetails mit superber Randschärfe, welche ohne jegliche Verfärbungen in Form von Reflexionen oder Resonanzen durch die üblichen Ohrpolster gespenstig echt wirken. Unterschiede zwischen der musikalischen Darbietung und zufälligen Umgebungsgeräuschen im Hörraum verschwimmen ineinander und können hinsichtlich der Schallquelle oft nicht eindeutig zugeordnet werden. Einfach unglaublich.  

Der RAAL REQUISITE HSA1b zelebriert dabei geradezu die erstklassige Detailarbeit des genialen Flächenstrahlers und übertrifft als Spielpartner in dieser Disziplin selbst den RIVIERA AIC10. Allerdings kann natürlich nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die unumgängliche Adapterbox gegebenenfalls für den minimalen Verlust an finaler Auflösung beim RIVIERA verantwortlich sein könnte. 

Und obgleich sich der AIC10 in der Zwangsehe mit dem kleinen schwarzen Kasten bisweilen sogar minimale Vorteile in Sachen Klangfarbenreichtum erspielt, überwiegt für mich dennoch die große dynamische Klasse des serbischen Stromwunders und qualifiziert den HSA1b aus meiner Sicht als die etwas bessere Wahl für den SR1a.

Die Frequenzkompensation des HSA1b ist den serbischen Ingenieuren exzellent gelungen. Neben dem staubtrockenen und hervorragend konturierten Bass beeindruckt der SR1a ebenso mit transparenten sowie gleichsam plastischen Mitten und einem makellosen Hochtonbereich. Die klanglichen Unterschiede lassen sich über den entsprechenden Kippschalter dazu problemlos validieren – in der Neutralstellung (HP) wirken die Höhen des serbischen Flächenstrahlers nicht selten überzeichnet.

Kabelklang

Diese musikalische Traumkombination von RAAL REQUISITE kann aber tatsächlich noch getoppt werden. Denn erst im Zusammenwirken mit dem neuen RIBBON SE728 Silberkabel zeigt das Team rund um Danny McKinney und Aleksandar Radisavljevic der versammelten Weltelite auf, wo Barthel in letzter Konsequenz den Most holt. 

Das unscheinbare schwarze Kopfhörerkabel in 2.20 m Länge verleiht den Bassfrequenzen des SR1a noch ein wenig mehr Schwärze und Durchschlagskraft, perfektioniert zudem die dreidimensionale Abbildung in den klangrelevanten Mitten und löst schlussendlich auch feinste Nachhallfahnen im Hochton mit einer alles überragenden Hingabe auf. Was für ein teuflisch gutes Kabel-Upgrade. 

Ich bin derart begeistert, dass mich meine Frau am späten Abend nur unter Androhung eines Kochstreiks schlussendlich von meinem geliebten Hörplatz trennen kann. Dies ist ohne jeden Zweifel das beste Kopfhörersystem, welches ich bis zum heutigen Tage gehört habe – das WARWICK ACOUSTICS APERIO und ein SENNHEISER HE1 mit eingeschlossen. 

Dieses unerhörte Maß an Authentizität infolge einer sensationellen Transientengeschwindigkeit mittels der innovativen Bändchentreiber und die gleichzeitige Verfärbungsarmut aufgrund der völligen Abwesenheit räumlicher Einschränkungen, ist aus meiner Sicht selbst von Lautsprecher-basierten High-End-Anlagen in einer monetären 100K-Umgebung nur schwer zu erzielen. 

Die langjährige Entwicklungsarbeit hinsichtlich eines perfekten Verstärkers für den SR1a hat sich meines Erachtens vollumfänglich ausgezahlt. Denn RAAL REQUISITE überschreitet mit der synergetischen Verbindung aus SR1a, HSA1b und dem RIBBON SE728 die Grenze zwischen der Wiedergabe über Ohrlautsprecher und einer Reproduktion von Musik mittels ausgezeichneter Nahfeldmonitore. Demzufolge sind beide Spielpartner künftig auch in professionellen Aufnahmestudios problemlos einsetzbar. Und folgen somit letztendlich ihrer ursprünglichen Bestimmung.

Dynamischer Partner

Für alle Gralsritter des Klanges erweist sich die grandiose Kombination natürlich als ein musikalischer Glücksfall. Zumal sich der RAAL REQUISITE HSA1b auch (ortho-) dynamischen Spielpartnern nicht verweigert und bereits am 6.3 mm Klinkenausgang das audiophile Herz mit einer mustergültigen tonalen Balance erfreut. Vorausgesetzt natürlich, der besagte Kippschalter wurde zuvor in die beschriebene HP-Stellung gebracht.

Der MEZE EMPYREAN wird aufgrund des hohen Wirkungsgrades häufig mit mobilen Gerätschaften verbandelt und spielt infolgedessen zumeist unterhalb seiner klanglichen Möglichkeiten. Denn der rumänische Ohrlautsprecher benötigt in aller Regel einen stromstabilen Antrieb, um insbesondere im leicht kritischen Bassbereich vollends zu überzeugen.

Der serbische Stromverstärker führt den Bass des EMPYREAN wahrlich mit eiserner Hand und erlaubt dem halboffenen Magnetostaten nicht den allerkleinsten akustischen Fehltritt. Bassläufe werden jederzeit sauber und präzise voneinander getrennt, dynamische Attacken werden dazu erstaunlich trocken und mit straffer Kontur wiedergegeben. 

Auch im Mitteltonbereich leistet sich der HSA1b keinerlei Schwäche und begeistert  mit ausgezeichneter Durchhörbarkeit und einer sehr guten räumlichen Darstellung, obgleich sich die Bühnenbasisbreite beim MEZE nach wie vor in einem überschaubaren Rahmen hält. Im Hochton weiss der serbische Kopfhörerverstärker ebenfalls zu glänzen und beweist wiederum viel Feingespür für die kleinen Details, ohne dabei das musikalische Ganze zu vernachlässigen. 

Finaler Stolperstein?

Erweist sich vielleicht der HIFIMAN SUSVARA als finaler Stolperstein für den serbischen Überflieger? Mitnichten. Das Meisterwerk von Dr. Fang Biang verschmäht zwar erwartungsgemäß die profane Klinke sowie die „normale“ 4-pol-XLR-Buchse und verlangt umgehend nach einer standesgemäßen Verkabelung über den SR1a Anschluss mittels Adapter, spielt in der letztgenannten Verbindungsvariante sodann aber dynamisch ambitioniert und gleichzeitig völlig stressfrei auf.

In Kombination mit dem SUSVARA agiert der HSA1b fast schon wie der berühmte Draht und beeindruckt mit einer vorbildlich neutralen Wiedergabe meiner musikalischen Pretiosen. Lediglich im untersten Frequenzkeller muss der RAAL-Verstärker im direkten Vergleich zum RIVIERA AIC10 akustisch etwas Federn lassen. Denn die Reproduktion allertiefster Töne beherrscht der italienische Superverstärker wie kein Anderer.  

Dies gilt in gleichem Maße auch für die Qualitäten des AIC10 hinsichtlich der exzellenten, weil außerordentlich luftigen räumlichen Abbildung. In Bezug auf Weitläufigkeit in Breite und Tiefe ist der RIVIERA einfach nicht zu übertreffen, selbst dann nicht, wenn der HIFIMAN in letzter Konsequenz über ein 4-poliges JPS-Adapterkabel direkt an den Lautsprecherausgängen des HSA1b betrieben wird.

Dennoch hinterläßt der RAAL REQUISITE einen ausgezeichneten Eindruck in Kombination mit den dynamischen Vertretern der Kopfhörersparte und empfiehlt sich somit nachdrücklich auch für diese Betriebsart, obgleich das kongeniale Zusammenwirken mit dem SR1a zweifellos die Paradedisziplin des serbischen Direktantriebsverstärkers markiert.

Mein Fazit

Selbst ohne die Möglichkeit, (ortho-) dynamische Ohrlautsprecher betreiben zu können, wäre der RAAL REQUISITE HSA1b (4.999,- Euro) meines Erachtens jeden einzelnen Cent Wert. Um die akustischen Qualitäten des serbischen Kopfhörerverstärkers im Zusammenspiel mit dem SR1a tatsächlich zu übertreffen, müßte nämlich mitunter in ausgewachsene Endstufen-Boliden im 5-stelligen Preissegment investiert werden. 

Denn der SR1a trennt klanglich kompromisslos den Spreu vom Weizen, so dass musikalische Unzulänglichkeiten speziell von preisgünstigeren Vollverstärkern gnadenlos zutage treten. In den letzten Monaten haben sich einige Vertreter dieser Spezies in meinem heimischen Testumfeld ein Stelldichein gegeben und sich wiederholt am kapriziösen serbischen Flächenstrahler versucht – mit teilweise sehr überschaubarem Erfolg. 

Weder der CYRUS ONE noch ein NAIM UNITY ATOM waren geeignet, dem SR1a leistungstechnisch zu genügen, ein NAD M10 und der SCHIIT JOTUNHEIM R scheiterten aus meiner Sicht nach klanglichen Gesichtspunkten. Einzig der röhrenbewehrte OCTAVE V110 SE (6.999,- €) wusste mit einer Ausgangsleistung von 2 x 110 Watt an 4 Ohm sowie wunderbar natürlichen Klangfarben nachhaltig zu begeistern. 

Gleichwohl würde ich persönlich den hauseigenen Direktantrieb präferieren, welcher mittels einer gelungenen Frequenzkompensation mit dem SR1a in Verbindung mit dem RIBBON SE728 Silberkabel einfach perfekt zusammenspielt. Der RAAL REQUISITE SR1a besteigt infolgedessen gemeinsam mit dem brillanten HSA1b erneut den Klangolymp auf Musicalhead und verdrängt den ABYSS AB1266 PHI TC nach langjähriger Regentschaft vom Thron. 

Der RAAL REQUISITE HSA1b erhält somit meine unbedingte Empfehlung an alle Gralsritter der feinen Töne, welche in erster Linie audiophile Wiedergabeeigenschaften und ein absolutes Höchstmaß an Authentizität in Kombination mit dem SR1a zu schätzen wissen und dabei ganz konziliant auf den ultimativen Tiefgang verzichten können. 

Euer Fidelio

Meine Wertung

Klangqualität (60%) : 5 von 5 Ohren
Ausstattung (20%) : 5 von 5 Ohren
Verarbeitung (20%) : 4 von 5 Ohren

Musicalhead TOP 10
(*) Die Testberichte auf Musicalhead geben ausschließlich meine persönliche Meinung zum Produkt wieder. Es handelt sich hierbei um redaktionelle Beiträge, welche aber durchaus eine werbende Wirkung beim Leser erzielen könnten, ohne dass ich von einem Unternehmen damit beauftragt wurde.


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